Industrie-Nostalgie

Mannesmann: Übernommen, filetiert und verkauft

Bis auf das Mannesmannufer in Düsseldorf ist alles weg
Von dpa / Marie-Anne Winter

Nach der Übernahme der Mannesmann AG durch den Mobilfunkbetreiber Vodafone wurde der Traditionskonzern in seine Einzelteile zerlegt. Aus den Verkäufen erlösten die Briten mehr als 70 Milliarden Euro bei einem Übernahmepreis für Mannesmann von 350 Milliarden Euro (durch Aktientausch). Bei Vodafone blieben hauptsächlich die Mannesmann-Aktivitäten im Mobilfunk (D2, Omnitel) und das Festnetzgeschäft (Arcor). Aus kartellrechtlichen Gründen musste sich Vodafone von der Mobilfunkfirma Orange trennen, die von France Télécom für 48 Milliarden Euro übernommen wurde.

Verkauft wurde auch die italienische Infostrada (Festnetz). Sie ging für elf Milliarden Euro an den Energiekonzern Enel. Siemens und Bosch übernahmen für 9,6 Milliarden Euro die Industriessparte Atecs (Maschinenbau, Autotechnik), obwohl dafür zunächst ein Börsengang vorgesehen war. Einen guten Schnitt machte Vodafone außerdem mit den Luxusuhren. Für dieses Mannesmann-Geschäft kassierten sie von der schweizerischen Richemont zwei Milliarden Euro. Das chronisch defizitäre Röhrengeschäft ging zum symbolischen Preis von 0,51 Euro (damals einer Mark) an Salzgitter.

Der Ausverkauf des 110 Jahre alten Traditionskonzerns wurde innerhalb des Jahres 2000 praktisch vollständig abgewickelt. 2001 wurde Mannesmann schließlich in Vodafone AG umfirmiert. Mit dem Herausdrängen der Altaktionäre durch das Squeeze Out erinnert künftig nur noch die Düsseldorfer Adresse an den Mischkonzern vom Rhein: das Mannesmannufer.