ärgerlich

Arcor-Chef Stöber ist "richtig böse"

In einem Zeitungsinterview macht Harald Stöber seinem Ärger über Telekom und RegTP Luft
Von Marie-Anne Winter

Arcor ist nach der Telekom das zweitgrößte Telefonunternehmen im deutschen Festnetzmarkt. Seit zwei Jahren gehört das Unternehmen zum britischen Vodafone-Konzern. im vergangenen Jahr hat Arcor 450 Millionen Euro Umsatz gemacht, rund vier Millionen Telefon- und Internetkunden nutzen derzeit das Arcor-Netz. Trotzdem macht das Unternehmen Verlust - im Gegensatz zur Deutschen Telekom, die gerade mit den Gewinnen im Festnetzbereich die Verluste in den anderen Sparten ausgleicht.

Die Gründe dafür sieht Arcor-Chef Harald Stöber in der zögerlichen Haltung der Regulierungsbehörde (RegTP) und der Verzögerungstatktik der Telekom. In einem Interview mit der Berliner Zeitung machte Stöber seinem Ärger Luft. Mit der Entscheidung der RegTP, der Telekom den Preis für einen Komplettanschluss von monatlich 11,49 Euro zu genehmigen, habe sie die Konkurrenz vom Massenmarkt für einfache Analoganschlüsse ausgeschlossen. Denn die tatsächlich entstehenden Kosten seien für die Mitbewerber höher. Der Preis für die so genannte "letzten Meile", wie der Kupferdraht bis zum Hausanschluss der Endkunden genannt wird, beträgt 12,48 Euro ohne Mehrwertsteuer. Dafür erhielten die Wettbewerber nur den nackten Kupferdraht - die Verschaltung, die Rechnungslegung, der Service und die Kosten für die Einrichtung kämen noch hinzu.

Auch die Senkung der Interconnection-Gebühren vom Oktober habe sich noch nicht wie erwartet ausgewirkt, rein theoretisch sollten die Kosten beim Einkauf um 16 bis 18 Prozent sinken, tatsächlich habe Arcor bisher nur 2,5 Prozent der Kosten in diesem Bereich einsparen können. Die Telekom ließe sich zu viel Zeit mit der Umsetzung missliebiger Beschlüsse. Laut Stöber vermittelte Arcor im letzten Jahr 20 Milliarden Verbindungsminuten. Auch eine Preissenkung um nur 0,1 Cent pro Minute habe damit schon "riesige Auswirkungen".

Der Arcor-Chef beklagt sich auch darüber, dass die Vorabgenehmigungspflicht nur für den Sprachbereich gelte. Deshalb könne die Telekom im Internetbereich tun und lassen, was sie wolle. Der Wettbewerb benötige aber eine generelle Genehmigungspflicht für die Telekom. Im DSL-Markt verfüge die Telekom dank der nachhinkenden Regulierung in Deutschland über ein Monopol. Nach Ansicht von Stöber hätte sich das mit einer Vorabgenehmigungspflicht verhindern lassen. Außerdem würde die Telekom noch immer ihre Vormachtstellung ausnutzen, um Wettbewerber zu behindern. So verlange die Telekom etwa, dass die Telekomunternehmen bei der Übernahme eines Anschlusses den "Anschlussinhaber" nennen. Der sei oft nicht mit dem Rechnungszahler identisch. Dann würde die Telekom behaupten, dass es diesen Kunden gar nicht gäbe, und die Wettbewerber müssten in detektivischer Kleinarbeit Namen und Anschrift des Kunden herausfinden, auf den der Anschluss ursprünglich einmal angemeldet wurde.

Auf die Bemerkung, dass unter diesen Umständen eine schnelle Novellierung des Telekommunikationsgesetzes doch zu wünschen sei, antwortete Stöber allerdings: "Nein. Die Bundesregierung will einige Änderungen offenbar noch im Sommer durch den Bundestag peitschen. Doch die größte Gefahr ist Zeitdruck. Wir müssen aufpassen, dass bei der Gesamtnovelle nicht ein Wischiwaschi-Gesetz herauskommt. Bisher stehen in dem Entwurf viele unklare Formulierungen. Die sind wie ein Stück Butter, das in der Sonne liegt."