Multimedia

i-mode auf dem Prüfstand

teltarif testete Handy und Inhalte des E-Plus-Angebots
Von Volker Schäfer

Seit Mitte März vermarktet E-Plus exklusiv in Deutschland den neuen Multimediadienst i-mode. Von Kritikern wird der Service, der sich in Japan größter Beliebtheit erfreut, lediglich als eine verbesserte Form des Wireless Application Protocols (WAP) angesehen. Befürworter sehen im i-mode-Start einen ersten Schritt hin zur multimedialen Mobilfunkzukunft, die spätestens mit der Aufschaltung der UMTS-Netze die Handyfans in ihren Bann ziehen soll.

Wir möchten in einem zweiteiligen Special aufzeigen, was i-mode derzeit wirklich bietet und was man derzeit noch nicht erwarten kann. Im ersten Teil gehen wir auf die Voraussetzungen zur i-mode-Nutzung sowie auf die technischen Gegebenheiten ein. Der zweite Teil beschäftigt sich mit den Inhalten, die der Netzbetreiber und seine Content-Partner derzeit schon zu bieten haben.

Zur Zeit wird mit dem NEC n21i lediglich ein einziges i-mode-fähiges Mobiltelefon angeboten. Zwei weitere Modelle - ein weiteres von NEC und ein Gerät von Toshiba - sind aber bereits angekündigt. Viele andere Hersteller haben dagegen derzeit nicht vor, i-mode-Endgeräte zu entwickeln. Sie setzen dafür auf den neuen WAP 2.0-Standard, der von der E-Plus-Konkurrenz als Antwort auf i-mode eingeführt werden wird.

WAP 2.0 setzt auf dem bisherigen WAP-Protokoll auf und soll mit i-mode kompatibel sein. Wie das im Endeffekt funktioniert, muss freilich die Praxis zeigen. Der größte Vorteil von i-mode ist sicherlich der zeitliche Vorsprung. Der Dienst, der seit dreieinhalb Monaten auf dem deutschen Markt angeboten wird, funktioniert bereits. Das ist beim WAP-Nachfolger derzeit noch nicht der Fall.

E-Plus hat bisher gut 40 000 Kunden für i-mode begeistern können. Der Netzbetreiber zeigt sich zufrieden, Kritiker meinen dagegen, das sei weit unter den Erwartungen. Um in absehbarer Zeit noch mehr Neukunden zu gewinnen, hat E-Plus seit Mitte März bereits mehrfach die Einstiegspreise für das i-mode-Surfvergnügen gesenkt. Kostete das NEC-Handy anfangs 249 Euro, so ist das Gerät beim Abschluss eines neuen Vertrags inzwischen für 149 Euro zu haben. Verlängert man einen bereits bestehenden Vertrag, so ist das Telefon sogar schon für 99 Euro zu haben.

Das aufklappbare Telefon mit Display und Tastatur auf der Innenseite wird von Kritikern als etwas zu groß angesehen. Es liegt aber gut in der Hand und dank der Größe ist das Farbdisplay ebenfalls recht groß, was der Darstellung der i-mode-Inhalte naturgemäß entgegen kommt.

Klingelton-Fans werden sich über den brillanten Klang und die Wiedergabe der polyphonen Töne freuen. Allerdings geht das Klangwunder auch etwas zu Lasten der Akku-Kapazität. Der Akku ist mit 650 mAh ohnehin etwas knapp bemessen. Das wird besonders dann deutlich, wenn man die i-mode-Dienste sehr intensiv nutzt. Oftmals reicht der Akku dann nämlich nicht einmal für einen vollen Tag, so dass sich die Anschaffung und Mitnahme eines Zweitakkus empfiehlt. Ein solcher ist als Zubehör - im Gegensatz zu einem Auto-Einbausatz und einem Datenkabel - schon erhältlich.

Vor allem Kunden, die unterwegs via Handy und Laptop ins Internet gehen, werden sehnlichst auf das bereits angekündigte Datenkabel warten, denn über eine Infrarot-Schnittstelle, die die Verbindung zwischen Telefon und Computer auch herstellen könnte, verfügt das NEC n21i leider auch nicht.

Als Alternative zu einem Pkw-Einbausatz gibt es eine mobile Freisprecheinrichtung, bei der die Sprachwiedergabe allerdings etwas leise und verrauscht ist, während der Klang des Lautsprechers im Handy selbst laut und klar ist. Nachteil der mobilen Freisprechlösung ist natürlich auch, dass auf diese Weise im Auto keine Außenantenne aktiviert wird. Das ist insofern ungünstig, weil die Empfangsleistung des n21i ohnehin nicht besonders gut ist. Die im März und April ausgelieferten Geräte haben zudem mit einigen Softwarebugs zu kämpfen, die jedoch bei später ausgelieferten Handys weitgehend behoben wurden.

Die Bedienung des Telefons ist weitgehend selbst erklärend. Ein ausführliches Studium der Bedienungsanleitung ist nicht erforderlich. Der i-mode-Zugang von E-Plus ist bereits vorkonfiguriert, so dass man sofort loslegen kann, wenn man das n21i in den Händen hält.

Beim Kauf des Telefons mit Vertragsabschluss oder -verlängerung schließt man automatisch eine Zusatzvereinbarung über eine mindestens sechsmonatige Nutzung der i-mode-Dienste ab. Das kostet 3 Euro zusätzliche monatliche Grundgebühr. Möchte man das nicht investieren, so kann i-mode nicht genutzt werden.

Bleibt die Frage, ob nicht gerade die Kosten für viele Interessenten ein Hinderungsgrund für die Nutzung des Services ist. Neben den 3 Euro Grundgebühr sind nämlich auch zahlreiche Dienste kostenpflichtig. Zusätzlich fallen noch Gebühren für die via GPRS hergestellte Datenübertragung an. Der Nutzer zahlt also im Extremfall dreifach - und das kann je nach Nutzungsverhalten ganz schön teuer werden.

Erfreulich ist, dass E-Plus nun schon zum zweiten Mal die Einführungsaktion verlängert hat, bei der der Preis für die Datenübertragung auf 0,1 Cent pro Kilobyte gesenkt wurde. Regulär liegt der Kilobyte-Preis bei 1 Cent.

Die i-mode-Seiten enthalten im Gegensatz zu vielen WAP-Angeboten nicht nur Texte und einfache Grafiken, sondern auch richtige Fotos. Daher ist es wenig erstaunlich, dass ein durchschnittlicher i-mode-Nutzer schon jetzt auf monatliche Kosten - nur für die Datenübertragung - von mehr als 10 Euro kommt. Kaum vorstellbar, dass das jetzige Nutzungsverhalten beibehalten wird, wenn sich die Kosten in Zukunft verzehnfachen.

Der i-mode-Browser kann zusätzlich auch WAP-Seiten darstellen. Sogar "normale" html-Seiten können dargestellt werden. Das funktioniert aber leider nur theoretisch, da der interne Speicher des Handys zu klein ist. Bei den meisten Seiten wird der Abruf daher vorzeitig abgebrochen. Der Zugriff auf die i-mode-Inhalte klappt dagegen einwandfrei und der Seitenaufbau ist in der Regel sehr schnell.

Ein echter Mehrwert ist die Möglichkeit, eingehende E-Mails automatisch aufs Handy schicken zu lassen - ähnlich wie eine SMS. Allerdings funktioniert der automatische Mailabruf nicht immer ganz zuverlässig. Vor allem in Gebieten mit schwacher Funkversorgung wird eine vorhandene Mail oftmals zwar als vorhanden auf dem Display angezeigt, aber nicht automatisch abgerufen. Damit kann man jedoch leben, da die Nachricht sofort auf Knopfdruck abgerufen werden kann.

Im Ausland kann i-mode derzeit noch nicht genutzt werden, da E-Plus im Gegensatz zu T-Mobile, Vodafone und o2 Germany noch keine GPRS-Roamingabkommen hat. Auch Free & Easy-Kunden bleiben bei i-mode derzeit noch außen vor, da mit der Prepaidkarte derzeit noch keine GPRS-Datenübertragungen möglich sind.