Sommer-Theater

Sommer-Krise: Endlose Spekulationen und noch keine Entscheidung

Die Chronologie des Kandidatenkarussells
Von dpa / Marie-Anne Winter

Mehr als eine Woche ist über eine Ablösung von Telekom-Chef Ron Sommer spekuliert worden. Noch ist nichts entschieden - in zahllosen Medienberichten drehte sich ein beachtliches Kandidatenkarussell:

8. Juli: Nach mehrwöchigen vagen Spekulationen im Zuge der Talfahrt der Telekom-Aktie berichten mehrere Medien, Bundeskanzler Gerhard Schröder wolle Sommer noch vor der Bundestagswahl am 22. September ablösen. Die Regierung nennt die Berichte "reine Spekulation". Zugleich geht SPD-Generalsekretär Franz Müntefering auf Distanz zu Sommer. Die SPD nehme "es ernst, dass viele Menschen (...) enttäuscht sind und erwarten, dass sich etwas bessert."

9. Juli: Als möglicher Nachfolger Sommers wird von der "Wirtschaftswoche" der frühere VW-Chef Ferdinand Piech ins Gespräch gebracht. Piech lässt den Bericht dementieren. Schröder wird von Journalisten in Ludwigshafen zu den Spekulationen befragt. Statt zu antworten verlässt er wortlos den Raum. Die Gerüchte verdichten sich: Die Abberufung Sommers sei beschlossene Sache, heißt es in der "Tagesschau". Der Telekom-Chef lehnt nach Informationen aus Konzernkreisen einen Rücktritt ab. Die Aktie steigt um knapp sieben Prozent auf 11,32 Euro.

10. Juli: Das Präsidium des Telekom-Aufsichtsrats setzt eine Sondersitzung des Kontrollgremiums an. Aus dem Aufsichtsrat sickert durch, dass seine Mitglieder über die Zukunft Sommers zerstritten seien. Neue Namen angeblicher Kandidaten fallen: DaimlerChrysler-Manager Klaus Mangold, ThyssenKrupp-Aufsichtsrat Gerhard Cromme sowie Pharma-Manager Jürgen Dormann. Unternehmer fordern, die Telekom aus dem Wahlkampf herauszuhalten.

11. Juli: Sommer geht in die Offensive und weist die Kritik an seinem Kurs zurück. Mangold wird inzwischen als Favorit für Sommers Nachfolge gehandelt. Als Hauptakteur, der für den Bund die Ablösung Sommers betreibe, wird Finanzstaatssekretär Manfred Overhaus genannt.

12. Juli: Die Kritik an der Regierung und Kanzler Schröder im Zusammenhang mit der Sommer-Debatte wird immer stärker. Berlin weist nach wie vor eine Einmischung zurück. 18 000 Telekom-Beschäftigte protestieren in einem offenen Brief gegen eine politische Einflussnahme. Als weiterer Kandidat wird Technik-Vorstand Gerd Tenzer ins Spiel gebracht. Für kurze Zeit wird über eine angebliche Doppelspitze aus Tenzer und Finanzvorstand Karl Gerhard Eick spekuliert. TUI-Chef Michael Frenzel dementiert ein Angebot zur Sommer-Nachfolge. Die Aktie steigt bis auf 12,14 Euro - ein Wochenplus von mehr als zwölf Prozent.

13./14. Juli: Die Hinweise auf Tenzer als Nachfolger Sommers verdichten sich. Er sei Wunschkandidat der Arbeitnehmerseite und der Regierung, heißt es aus Unternehmenskreisen. Tenzer wird zugleich von Aktionärsschützern als "Verlegenheitskandidat" kritisiert. Der Kursanstieg der T-Aktie sei ein "Strohfeuer", warnen sie.

15. Juli: Die T-Aktie wird von den Märkten mit einem Kurseinbruch um mehr als 15 Prozent auf 10,30 Euro abgestraft. Dem Vernehmen nach ist die Aussicht auf die Ernennung Tenzers der Auslöser. Zugleich wird der Ausgang des Machtkampfs wieder unklarer. Einige Vorstände machten Front gegen eine Ablösung Sommers, heißt es in Medienberichten. Nach einem unbestätigten Bericht der "Bild"-Zeitung prüfen US-Aktionäre angeblich eine Schadenersatzklage gegen die Bundesregierung.

16. Juli: Die Aufsichtsratsichtung, die eine Entscheidung bringen soll, tagt und dauert zur Zeit noch an. Sobald Ergebnisse vorliegen, werden wir berichten.