Konkurverfahren

Richter genehmigt WorldCom Zwischenfinanzierung

Ausländische Tochterfirmen sind nicht am Konkursverfahren beteiligt
Von dpa / Marie-Anne Winter

Der Telekom-Konzern WorldCom hat einen Tag nach seinem Konkursantrag die richterliche Genehmigung für eine Zwischenfinanzierung von bis zu zwei Milliarden US-Dollar erhalten. Dies berichtete der US-Fernsehsender CNN. Mit diesem Betrag kann das Unternehmen seine Geschäfte fortführen. Der zuständige Richter stimmte in der Anhörung am späten Montagabend in New York zudem der Ernennung eines unabhängigen Gutachters zu, bestallte aber zunächst keinen.

Das Konkursverfahren werde sich mindestens bis zum ersten Quartal 2003 hinziehen, erklärte WorldCom-Chef John Sidgmore gestern auf einer Pressekonferenz in New York.

Das in einen Buchführungsskandal verwickelte Unternehmen hat Vermögenswerte von 107 Milliarden Dollar (106 Milliarden Euro) und Schulden von 41 Milliarden Dollar. Dies übertrifft das Insolvenzverfahren des Energiehändlers Enron mit Vermögenswerten von 63,4 Milliarden Dollar ganz erheblich. WorldCom ist Opfer seiner rasanten Expansion, Überschuldung und des harten Konkurrenzkampfes geworden. WorldCom hat jährlich zwei Milliarden Dollar Schuldzinsen gezahlt.

Die WorldCom-Aktien stiegen am Montag nach Handelsbeginn in New York von neun Cent auf zwölf Cent. Im Sommer 1999 hatten sie noch mit 64 Dollar notiert. Die Wall Street reagierte mit starken Kursverlusten auf den Gang der WorldCom Inc. (Clinton/US-Staat Mississippi) zum Konkursrichter. Bankaktien wie Citigroup und J.P.Morgan Chase standen unter besonders starken Druck.

WorldCom hat jetzt eine neue vorrangige Finanzierung von bis zu zwei Milliarden Dollar mit der Citigroup, der J.P. Morgan Chase Bank und der General Electric Capital vereinbart.

Die WorldCom-Gläubigerbanken haben insgesamt offene Forderungen von 2,65 Milliarden Dollar bei WorldCom. Die Deutsche Bank habe Forderungen von 241 Millionen Dollar, berichtete das "Wall Street Journal". Die Deutsche Bank in Frankfurt wollte keine Angaben über die Höhe ihres Engagements bei Worldcom machen. Die direkten Forderungen seien deutlich geringer als die in den Medien kursierenden Zahlen. Darin seien auch treuhänderische Gelder mit berücksichtigt.

WorldCom hat im Rahmen des Kapitel Elf des US-Konkursrechtes Schutz vor seinen Gläubigern gesucht. Dies erlaube es dem Unternehmen, seine Geschäfte weiter zu betreiben, während es seine Finanzen restrukturiere, die Schulden verringere und seine Bilanz stärke. WorldCom ist der zweitgrößte US-Anbieter von Ferngesprächen. Die ausländischen Tochterfirmen seien nicht an dem Konkursverfahren beteiligt, hob Sidgmore hervor.

Sidgmore war erst vor wenigen Monaten WorldCom-Chef und Nachfolger des langjährigen Konzernchefs Bernie Ebbers geworden. WorldCom hat den Anwalt und früheren US-Justizminister Nicholas de B. Katzenbach und den Buchführungsexperten Dennis R. Beresford in den Verwaltungsrat berufen.

Das Telekom-Unternehmen hatte mit Falschbuchungen in Höhe von 3,85 Milliarden Dollar für 2001 und das erste Quartal dieses Jahres fiktive Milliardengewinne verbucht. WorldCom hat einen Umsatz von 35,2 Milliarden Dollar. Die amerikanische Wertpapier- und Börsenkommission SEC hat WorldCom verklagt, und es laufen zahlreiche Untersuchungen in Washington.

WorldCom hatte die Entlassung von 17 000 Mitarbeitern angekündigt. Mehr sollen laut Sidgmore nicht nach Hause geschickt werden. Insgesamt arbeiten bei dem Unternehmen mehr als 60 000 Menschen, die mehr als 20 Millionen Kunden betreuen.