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Editorial: Und da waren es nur noch 4,5 Anbieter

Das Sterben der "alternativen" UMTS-Anbieter
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Zwei Jahre ist es her, da boten sechs Firmen je über 8 Milliarden Euro, um eine UMTS-Lizenz zu ersteigern. Doch seit diesem Termin sind nicht nur die Aktienkurse der beteiligten Unternehmen um 75% bis 95% gefallen. Die Euphorie ist weg, statt dessen herrscht der Mega-Kater. Zwei prominente Opfer hat er schon gefunden.

Die Group 3G alias Quam waren in Deutschland die ersten, die offiziell die Einstellung ankündigten. Offiziell war es zwar "nur" die Einstellung der GSM-Aktivitäten, während man an der UMTS-Lizenz festhält. Doch man darf kräftig daran zweifeln, dass Quam wie der "Phoenix aus der Asche" wieder auftaucht und ein UMTS-Netz aus eigenen Kräften aufbaut. Eher schon wird man versuchen, die Firma inklusive Lizenz an einen Anbieter zu verkaufen, dessen Marken-Image nicht derartig ramponiert ist, wie das von Quam.

Damit der Kater schön weh tut, wurden in einer ersten Kündigungswelle 450 Mitarbeiter entlassen - die Hälfte der Belegschaft. Wer keinen blauen Brief bekam, sollte dennoch keine Hoffnungen schöpfen: Die andere Hälfte der Belegschaft wird folgen. Statt knapp 1000 Mitarbeitern wird es am Schluss weniger als 100 geben. In der Schweiz wird bei 3G sogar von 130 auf fünf Mitarbeiter reduziert. Verwundert nur, warum man nicht gleich ganz zumacht: Wer glaubt schon an den "Phoenix aus der Asche", wenn es mit UMTS wirklich losgeht?

Kater auch bei der Konkurrenz: Seit über einem halben Jahr ist der Streit um Mobilcom in der Presse. Der Streit hinter den Kulissen dürfte noch älter sein. Währenddessen geht die Firma kaputt. Die eine Seite befürchtet, dass wegen mangelnder Aufträge bald Kurzarbeit nötig sei. Die andere Seite lässt Gutachten [Link entfernt] erstellen, dass MobilCom nichts mehr wert sei.

Dass es wirtschaftlich bergab geht, ist aber auch das einzige, worin sich beide Seiten einig sind. Und so kommt, was kommen muss: der offene Schlagabtausch. Am 17. Oktober findet in Hamburg eine außerordentliche Hauptversammlung statt, die es in sich hat: Schmid verlangt die Absetzung aller Aufsichtsräte, die sich zuletzt France Télécom treu gezeigt hatten. France Télécom lässt hingegen über eine Schadenersatzklage gegen Schmid abstimmen. Pikant: Bei der Abstimmung über die Klage gegen ihn muss sich Schmid vermutlich enthalten. Doch wenn Schmid den Aufsichtsrat in seinem Sinn neu besetzt, könnte dieser die Klage vermutlich blockieren oder verwässern.

Unterdessen fällt der Kurs der MobilCom-Aktie weiter. Dabei hat die Aktie einen hohen Unterhaltungswert: Wo sonst bekommt man für weniger als 6 Euro Eintritt ein Live-Cabarett, wie es auf der Hauptversammlung am 17. Oktober zu erwarten ist? Die vier Buchstaben "UMTS" dürften da eher unter gehen.