Führungswechsel

Neuer Telekom-Chef Ricke wirbt bei Investoren um Vertrauen

Erste Euphorie am Aktienmarkt hat sich wieder gelegt
Von dpa / Karin Müller

Der neue Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke hat am ersten Arbeitstag an der Spitze des hochverschuldeten Konzerns bei ausländischen Investoren um Vertrauen für seinen Sanierungsplan geworben. Heute flog er zu Gesprächen mit Finanzinstituten nach London. Mit der Ernennung des 41-Jährigen war tags zuvor das monatelange Warten auf die Neubesetzung des Chefpostens bei Europas größtem Telekom-Konzern beendet worden. Zu Rickes Einstand hatte die Telekom einen in der deutschen Wirtschaftsgeschichte beispiellosen Verlust von 24,5 Milliarden Euro präsentiert. Die Dividende für dieses Jahr wird gestrichen.

Die T-Aktie, am Donnerstag mit über vier Prozent deutlich im Plus, konnte heute nicht entscheidend zulegen. Das Papier notierte im Aktienindex DAX bis zum Nachmittag bei 11,72 Euro. Aufsichtsratschef Hans-Dietrich Winkhaus sagte der dpa, dass Ex-Interims-Chef Sihler auf der Hauptversammlung im Mai sein Aufsichtsratsmandat abgeben werde.

Der Rekordverlust der Telekom für die ersten neun Monate dieses Jahres enthält rund 20,3 Milliarden Euro an Sonderabschreibungen. Vor allem wurden die Buchwerte für die US-Mobilfunktochter VoiceStream und UMTS-Lizenzen korrigiert. An VoiceStream und der noch von Sommer festgelegten Vier-Säulen-Strategie (Mobilfunk, Festnetz, System, Internet) will der Konzern aber festhalten.

Analysten und Aktionärsschützern beurteilten Rickes Wahl skeptisch. Werner Stäblein von Frankfurter BHF-Bank sieht in dessen Konzernstrategie lediglich die Fortführung des Sommer-Kurses. "Das Rad wird bei der Telekom nicht neu erfunden. Was da präsentiert wurde, ist nicht neu", sagte Stäblein. Immerhin habe die Telekom in Sachen Schuldenabbau an Glaubwürdigkeit gewonnen. Dies werde von den Märkten begrüßt.

Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Ulrich Hocker, warnte vor zu viel Euphorie. Der Personalwechsel allein werde der Telekom nicht helfen. Ricke sei zwar ein Insider, habe sich aber "als Sanierer und Finanzexperte noch keinen Namen gemacht", sagte Hocker.