gelegentliche Aufheiterungen

Ericsson: Licht am Ende des Tunnels?

Wieder freundlichere Börsen-Kommentare zum krisengeschüttelten Flaggschiff
Von Marie-Anne Winter

Der schwedische Technologiehersteller Ericsson wurde in der letzten Zeit ziemlich gebeutelt. Im Sommer berichteten wir bereits über die Dauerkrise beim einstigen Flaggschiff der schwedischen Technologieindustrie. Die Schweden wurden beim Handy-Verkauf nicht nur deutlich vom souveränen Marktführer Nokia abgehängt, sondern mussten neben Motorola nacheinander auch die Konkurrenten Siemens und Samsung an sich vorbeiziehen lassen. Daran hat vorerst auch die neue Handy-Ehe mit Sony nichts geändert. Inzwischen hieß es gar, Ericsson wolle sich aus der Handyproduktion zurückziehen, sofern sich nicht sehr schnell neue Erfolge der SonyEricsson-Geräte abzeichneten.

Der Rekordverlust von 5,4 Milliarden Kronen im ersten Quartal 2002 ließ den Konzern nach zwei harten Jahren mit Milliardenverlusten die Notbremse ziehen. Vorstandschef Kurt Hellström legte ein hartes Sparprogramm inklusive massivem Abbau von Arbeitsplätzen auf. Nun scheint es wieder bergauf zu gehen. Innerhalb weniger Wochen ist der Kurs der Ericsson-Aktien wieder auf mehr als 9 Kronen (ca. 1 Euro) gestiegen – ein Kursgewinn von über 200 Prozent. Allerdings wurde das Papier in Spitzenzeiten für 300 Kronen (32,96 Euro) gehandelt - um im Tief von 3 Kronen zu versinken. Wie das Handelsblatt heute berichtet, habe Hellström, der für seine düsteren Prognosen bekannt ist, wieder mehrfach vom "Licht am Ende des Tunnels" gesprochen. Zwar habe sich nach Meinung von Telekommunikations-Analysten im Grunde nicht viel geändert, aber die Stimmung an sich sei besser geworden.

Ericsson-Empfehlungen seien trotzdem weiterhin kritisch zu betrachten. Das Handelblatt zitiert Per Lindberg von Dresdner Kleinwort Wasserstein in London: "Wenn man weiß, was man tut, braucht man nicht ständig seine Meinung zu ändern". Er habe für Ericsson weiterhin ein Kursziel von 45 Kronen (4,96 Euro) - das hatte er auch, als der Ericsson-Titel bei 300 Kronen stand. Lindberg erwarte, dass sich der mobile Daten- und Sprachverkehr bis 2010 in etwa verzehnfachen werde. Davon werde Ericsson als weltgrößter Hersteller von Mobilfunknetzen am stärksten profitieren.

Das Handelblatt lässt aber auch skeptischere Experten zu Wort kommen. Die Analysten der Investmentbank HSBC gehen davon aus, dass der finnische Konkurrent Nokia mit Dumpingpreisen für seine Netzwerktechnologie zu einer Existenzbedrohung der Schweden werden könnte. Weil Nokia mehr als zwei Drittel des Umsatzes mit Handys macht, könnten die Finnen sich Preissenkungen in der Netzwerksparte leisten. Dadurch wiederum könnte der Ausbau der Mobilfunknetze für die nächsten Mobilfunkgeneration angekurbelt werden. Und wenn die neuen Netze erst einmal da sind, brauchen die Kunden neue Handys - der Absatz neuer Mobiltelefone wird entsprechend steigen. Dann wird sich zeigen, wer in der neuen Runde das Rennen macht.