Investor dringend gesucht

MobilCom: UMTS-Netz notfalls abreißen

Bis Ende März muss ein Abnehmer für die 900 Basisstationen gefunden sein
Von Marie-Anne Winter

Die UMTS-Lizenz, die der inzwischen unsanft auf dem harten Boden der Realität gelandete Senkrechtstarter MobilCom einst für 8,5 Milliarden Euro ersteigerte, stellt sich nun als Mühlstein heraus, der dem Unternehmen um den Hals hängt. Vorgestern machte die Meldung die Runde, dass MobilCom inzwischen daran denke, die teure Lizenz zurückzugeben. Die Abschreibung der Kosten für die Lizenz und den Netzaufbau hat das Unternehmen im vergangenen Herbst tief in die Verlustzone gerissen. Jetzt suchen die Mobilfunker aus Büdelsdorf händeringend nach einem Käufer für ihr Netz mit bereits 900 UMTS-Basisstationen. Das berichtet das Handelsblatt in seiner heutigen Ausgabe.

Falls bis März alle Versuche scheitern sollten, müsse das UMTS-Netz abgerissen werden, sagte der Vorstandschef von MobilCom, Thorsten Grenz, der Wirtschaftszeitung. Der einstige Großaktionär France Télécom muss den Netzbetrieb laut Vertrag nur bis zum Jahresende 2003 unterstützen. Weil der Abriss rund neun Monate beanspruchen würde, müsste MobilCom Ende März damit beginnen, erklärte Grenz. Im Gegenzug müsse France Télécom den Abriss mit 370 Millionen Euro finanzieren.

Grenz gibt sich allerdings zuversichtlich, einen Abnehmer zu finden. Nach Informationen des Handelsblattes sollen E-Plus und o2 Germany interessiert sein. Zugleich geht auch die Suche nach einem Investor weiter. An 18 potenzielle Interessenten habe man ein Verkaufsmemorandum geschickt. In dem Angebot sind die Besitzerin der UMTS-Linzenz, die MobilCom Multimedia GmbH, und das 3G-Netz enthalten. Weil die UMTS-Lizenz nicht MobilCom AG selbst, sondern der Tochterfirma gehört, sei es leichter, sie heraus zu trennen, um sie an einen ausländischen Interessenten zu verkaufen. Dazu sei kein Beschluss der Hauptversammlung nötig. Die Hauptversammlung wird am kommenden Montag zusammen kommen. Grenz erwartet, dass es keine Schwierigkeiten geben wird. Trotzdem bleibt das Risiko, dass MobilCom-Gründer Schmid die Beschlüsse der Hauptversammlung anfechten wird. Dann könnte die Hauptversammlung von France Télécom im Februar die Schuldenübernahme für MobilCom platzen lassen.