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Editorial: Rauf statt runter

E-Plus trickreiche Preiserhöhung
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Preiserhöhungen sind immer schwer zu verkaufen. Am besten daher, man kündigt sie als Preissenkung an, und hofft, dass keiner die parallel durchgeführte versteckte Erhöhung bemerkt.

So bei E-Plus in der letzten Woche: Telefonieren für 3 Cent ist sicher eine interessante Sache. Doch muss man im Privattarif dafür eine zusätzliche Grundgebühr von 4,95 Euro monatlich aufwenden. Es hängt also vom Telefonierverhalten ab, ob man mit der "Option+" am Ende mehr oder weniger bezahlt. In den Professional-Tarifen steigt der Grundpreis sogar um bis zu neun Euro. Diese Erhöhung setzt sich zusammen aus 4 Euro direkter Erhöhung, und 5 Euro, die die künftig nicht mehr automatisch enthaltene Tarifautomatik kostet.

Zu bedenken ist auch, dass man ob der Festnetz-Schäppchen nicht die hohen Preise für andere Verbindungen übersieht. So kostet ein Telefonat von München (mobil) nach Hamburg (Festnetz) drei Cent pro Minute. Von München (mobil) nach Wien (Festnetz) sind es hingegen bis zu 70 Cent pro Minute, und das trotz geringerer Entfernung.

Kunden, die sich das Tarifgefüge gut merken können, werden die Schnäppchen intensiv nutzen und alles andere meiden. Schließlich kann man für drei Cent pro Minute auch eine Telefonanlage oder eine Calling-Card-Einwahlnummer anrufen, die einen dann für einige Cent nach Wien weiter verbindet. Wer sich die Tarifdetails nicht merken kann oder will, wird sein Handy zur Vermeidung von Überraschungen weiterhin möglichst wenig nutzen.

Mehr Nutzung und damit mehr Umsatz für die Netzbetreiber kann somit nur durch Preissenkungen auf breiter Front erreicht werden, nicht durch neue Sonderangebote. Es ist nachvollziehbar, dass die Netzbetreiber davor Angst haben, könnten doch die Margen erodieren. Schließlich garantiert niemand, dass die Kunden nach einer Preissenkung tatsächlich häufiger zum Handy greifen. Und in einem Land, in dem jeder beim Abschluss auch des kleinsten Privatkundenvertrags ein Handy (fast) geschenkt bekommt, müssen die Netzbetreiber das Geld nunmal mit den Gesprächspreisen verdienen. Dass dieses bei drei Cent pro Minute nicht klappt, liegt aber auf der Hand.

Somit verbleibt eine Forderung für bessere Handytarife: "Subventionen runter, Preise runter". Diese ist nicht unähnlich einer bekannten politischen Forderung: "Subventionen runter, Steuern runter". Wie die Erfahrung zeigt, scheint beides in Deutschland nicht machbar zu sein. Die Folge: Vieltelefonierer und Vielverdiener werden auch weiterhin geschröpft.