Crackberry

"Blackberry macht süchtig"

RIM geht in die Offensive
Von Marie-Anne Winter

Als die mit dem rätselhaften Namen "Brombeere" versehene E-Mail-Maschine auf den Markt kam, schüttelten die Leute den Kopf. Wozu brauchte man denn so etwas?! Doch mittlerweile haben die Blackberries viele Freunde gefunden. Laut einem Bericht der Wirtschaftswoche schwören immer mehr Manager auf das handliche Gerät. Und nun nimmt Anbieter RIM verstärkt die Privatkunden ins Visier. Richtete sich das Angebot bisher in erster Linie an die Geschäftskunden der Mobilfunkanbieter, plant das Unternehmen nun, den Blackberry auch über die großen Handelshäuser wie Saturn oder ProMarkt zu vertreiben.

Bisher eine Millionen Blackberrys verkauft

Gleichzeitig wollen die Kanadier mehr Mobilfunkbetreiber überzeugen, den Blackberry in ihre Produktpalette aufnehmen. Denn trotz des Kultes unter Topmanagern verkaufte das Unternehmen bis Ende vergangenen Jahres erst rund eine Million Blackberrys. Angesichts der rund 500 Millionen Mobiltelefone, die allein im vergangenen Jahr abgesetzt wurden, ist das nicht viel. Doch das soll sich ändern. Bis Ende dieses Jahres will RIM 700 neue Mitarbeiter einstellen. Bislang arbeiten rund 2200 Menschen beim Blackberry-Entwickler. Bereits vor 20 Jahren gründete der Ingenieur und Physiker Mike Lazaridis RIM als Softwarehaus. RIM entwickelte unter anderem Software für den Autokonzern General Motors. Zusammen mit dem dem Harvard-Absolvent Balsillie tüftelte Lazadiris jahrelang an dem mobilen Taschen-Computer und einer Vermarktungsstrategie.

Jetzt wollen alle, was keiner brauchte

Als Lazaridis und Balsillie 1999 ihren ersten Blackberry in Nordamerika anboten, konnte keiner etwas damit anfangen. Doch die Mobilfunkunternehmen fragten nur, wer denn um Himmels willen denn unterwegs e-mailen wolle. Kurzerhand kaufte Lazaridis Telefonminuten bei den Mobilfunkbetreibern ein und vertrieb das Produkt selbst. Befreundete Manager an der New Yorker Wall Street wurden mit Brombeeren beschenkt - die wollten gern unterwegs E-Mails erledigen und waren von den handlichen Maschinen begeistert.

Erst als RIM die Blackberrys mit einer Telefonfunktion ausstattete, griffen die Mobilfunkbetreiber zu. Damit war ein Geschäftsmodell möglich, das sich für beide Seiten rechnete. Die Mobilfunkunternehmen verkaufen die Blackberrys an ihe Kunden. Diese zahlen nicht nur das Gerät, sondern auch eine monatliche Abogebühr für die Nutzung des mobilen E-Mail-Dienstes, Verbindungs- und Gesprächskosten.

Die Kanadier verdienen zurzeit noch hauptsächlich an der Hardware: Rund 66 Prozent des Umsatzes kommen aus dem Verkauf der mobilen Geräte. Aber schon seit dem vergangenen Jahr vereinbarte Balsille mit den großen Handyherstellern Lizenzverträge, zuletzt mit Motorola. Von Mitte dieses Jahres an werden Nokia, SonyEricsson, Samsung und HTC die Blackberry-Software in ihre eigenen Produkte packen. Jetzt rächt es sich für die großen der Branche, dass sie RIM zu lange unterschätzt haben. Nun müssen sie die Technologie in Lizenz kaufen, weil sie selbst nichts Vergleichbares haben - außerdem hat RIM bereits jahrelang am Aufbau eines eigenen Kundenstammes gearbeitet. Die IT-Chefs kennen RIM. Ihnen machen ganz andere Dinge zu schaffen. "Blackberrys machen süchtig", sagt Andy Brown, Analyst beim Marktforscher IDC. Mittlerweile wurde das Kultobjekt umgetauft - in Crackberry .