Abschiedsgeld

Victorvox verlangt Pfand für SIM-Karten

Verdeckte Deaktivierungsgebühr bei Vertragsende
Von Marie-Anne Winter

Nach dem Streit um die Deaktivierungsgebühren, die einige Mobilfunk-Provider ihren Kunden bei der Beendigung ihres Mobilfunkvertrags berechneten, legen diese Anbieter eine erstaunliche Kreativität im Erfinden anderer Möglichkeiten an den Tag, den Kunden zum Abschied noch Geld aus der Tasche zu ziehen. Die Erhebung von Deaktivierungsgebühren wurde inzwischen durch ein Urteil vom Bundesgerichtshof (BGH) für rechtswidrig erklärt. Das Erheben einer Art Pfandgebühr auf die SIM-Karte aber bisher noch nicht. Also teilte Talkline im April dieses Jahres seinen Kunden mit, dass die SIM-Karte, die den Kunden zu Vertragsbeginn überlassen wurde, nicht Eigentum des Kunden, sondern von Talkline sei.

Das Unternehmen fordert seine Kunden auf, die Karten binnen 14 Tagen nach Vertragsende nach Elmshorn zurückzusenden. Ansonsten will Talkline für die Karte 8,97 Euro - angeblich der tatsächliche Wert der SIM - in Rechnung stellen. Kunden, die mit dieser Änderung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) nicht einverstanden waren, konnten Widerspruch einlegen. Wer fristgerecht widersprach, konnte seinen Vertrag - zumindest bis zum Ende der Mindestlaufzeit - zu den bisherigen Konditionen fortführen.

Leider ist nun auch der Provider Victorvox diesem Beispiel gefolgt. Ein betroffener Leser wies uns darauf hin, dass dieser Anbieter nun in seiner neuen AGB ein Pfand von 25,56 Euro plus Mehrwertsteuer, also insgesamt 29,65 Euro für seine SIM-Karten verlangt. Diesen Betrag habe der Kunde zu zahlen, sofern er seine SIM-Karte nicht binnen drei Wochen nach Vertragsende "in einwandfreiem Zustand" an Victorvox zurücksende - falls der Kunde nicht in der Lage sei, nachzuweisen, dass Victorvox durch das Nicht-Zurücksenden der SIM ein geringerer Schaden entstehe.

Betroffene Kunden sollten der neuen AGB-Klausel unbedingt widersprechen. Zum einen dürfte der tatsächliche Wert einer gebrauchten SIM-Karte weit unter dem von Victorvox geforderten Wert liegen. Zum anderen bedeutet es für den Kunden auch einen gewissen Aufwand, die persönlichen Daten auf der SIM-Karte zu löschen (denn was gehen Victorvox die auf der SIM gespeicherten Informationen an) und sie zurückzuschicken. Vermutlich rechnet der Provider auch mit der Bequemlichkeit und Vergesslichkeit seiner Kunden, die dafür mit knapp 30 Euro zur Kasse gebeten werden. Kunden, die einen Mobilfunkvertrag abschließen möchten, sollten künftig verstärkt auf derartige Klauseln in den AGB achten und bei Wahl ihres Mobilfunkanbieters berücksichtigen.