RegTP-Verfügung

Rufnummernvergabe: So reagieren die VoIP-Anbieter

RegTP-Vorgabe ist nur schwer in die Praxis umzusetzen
Von Björn Brodersen

Auch der Düsseldorfer Anbieter sipgate hat schon eine neue Lösung bei der Rufnummernvergabe angekündigt, will allerdings keine Einzelheiten preisgeben - aus juristischen Gründen. "Für uns ist das eine unglückliche Situation", sagt Thilo Salmon auf Anfrage. Jede Äußerung verschlechtere nur die rechtliche Situation für das Unternehmen. sipgate bietet mittlerweile Festnetzrufnummern aus 14 Ortsnetzen (Berlin, München, Köln, Düsseldorf, Hamburg, Nürnberg, Essen, Dresden, Frankfurt, Hannover, Leipzig, Bremen, Dortmund und Stuttgart) an.

Anders ist die Situation bei Anbietern wie 1&1 oder web.de: Bei 1&1 erhalten die Kunden ihre bisherige Festnetzrufnummer auch für den VoIP-Anschluss, Nutzer des FreePhone-Angebots von web.de erhalten ab sofort eine Nummer aus dem Nummernkreis 01212. Kunden bräuchten demnach durch die Verfügung der RegTP keine Beeinträchtigungen zu fürchten. Allerdings ist diese Nummer nicht über alle Telefonanbieter erreichbar und für Anrufer vergleichsweise teuer. Zum Start des Angebots hatte web.de noch Rufnummern aus dem Ortsvorwahlbereich 02222 (Bornheim) vergeben.

Anbieter vermuten politisch motivierte Politik des Regulierers

Die Internet-Telefonanbieter vermuten staatlichen Protektionismus zu Gunsten der Deutschen Telekom hinter dem Entscheid der RegTP. Ohne rechtliche Rahmenbedingungen könne der Markt nicht funktionieren, merkte sipgate-Geschäftsführer Salmon an: "Ich hoffe nur, die RegTP macht nicht das Gleiche wie im DSL-Bereich, wo die Telekom einen Marktanteil von fast 90 Prozent hat." Er wünsche sich vielmehr, dass die Behörde mehr Wettbewerb schafft, anstatt ihn zu behindern. Dazu sei RegTP-Chef Matthias Kurth seiner Ansicht nach aber nicht in der Lage. Kurth hat für Montag eine Grundsatzrede zur Internet-Telefonie angekündigt. "Wir erwarten, dass die RegTP zukünftig die angekündigte Innovationsbereitschaft zeigt, die Internet-Telefonie aktiv zu unterstützen und die hierfür notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen", sagt auch Matthias Hornberger, Vorstand für Business Development und Investor Relations bei web.de schon vorab in Richtung Regulierer.

Die Regulierungsbehörde begründet ihren Schritt mit der Gefahr einer Rufnummern-Knappheit in Deutschland. Sollten die Internet-Telefongesellschaften ihre bundesweite Nummernvergabe aus nur wenigen Ortsnetzen schöpfen, könnten die Nummern dort eines Tages ausgehen. Darauf erwidert Salmon: "Die Behörde verbietet, ohne Alternativen bereitzustellen. Sie hat die Rufnummern-Misere durch Untätigkeit selbst verursacht." Für eine bundesweite Rufnummern-Zuteilung verlange die Bonner Behörde 2,5 Millionen Euro Verwaltungsgebühren - in England und Österreich sei dies umsonst. Schlimmer noch: Reinen Internet-Telefonanbietern teile die Behörde gar keine Nummern zu. Erst gestern hatte sipgate angekündigt, sich künftig auch stärker auf ausländischen Märkten zu engagieren. Der Düsseldorfer Anbieter ist jetzt auch in Österreich und Großbritannien vertreten.

Eine eigene Vorwahl könnte sich als Reinfall für die Anbieter entpuppen

Kritisch sehen die VoIP-Anbieter auch eine eigene Rufnummerngasse für Internet-Telefonie, die die RegTP in Aussicht gestellt hat: Für die klassischen Telefongesellschaften wäre es damit möglich, für die Durchleitung der ungeliebten, neuen Konkurrenz Preise zu verlangen, die den Telefonierern via Internet jeden Spaß an der neuen Technik verderben - siehe die zuvor erwähnte 01212. "Die Kunden wollen ihre alten Telefonnummern zum neuen Anbieter mitnehmen. Das wäre verbraucherfreundlich und es würde auch kein Nummern-Engpass entstehen", meint Salmon. Auch der sipgate-Konkurrent freenet verurteilt - wie schon berichtet - den RegTP-Beschluss: Unternehmens-Chef Eckard Spoerr ist wie Salmon der Ansicht, die Behörde schütze die Telekom, behindere Innovationen und verlange nun sogar von den Unternehmen, ihre Angebote binnen weniger Tage vom Markt zu nehmen.

Einig sind sich die VoIP-Anbieter auch in einem weiteren Kritikpunkt: Bislang sei die Behörde nicht dagegen eingeschritten, dass die Telekom ihren schnellen DSL-Datenverkehr mit dem Telefonanschluss koppelt. "Aus unserer Sicht ist die Kopplung wettbewerbswidrig und ein Verstoß gegen das Telekommunikationsgesetz", sagt Salmon.