mehr Musik

Vodafone: Musiktausch unter Kunden soll Umsatz bringen

Netzbetreiber führt Kopierschutz im UMTS-Netz ein
Von Marie-Anne Winter

Seit Mitte dieses Jahres bietet Netzbetreiber Vodafone vollständige Songs im MP3-Format zum Herunterladen auf das Handy an. Doch die aktuellen Hits, die unter "Mobile Music" angeboten werden, können auch auf die Festplatte des heimischen Rechners heruntergeladen und auch CD gebrannt werden. Zukünftig will Vodafone dieses Geschäft noch weiter ausbauen. "Das Tauschen von Musikdateien wird einen wichtigen Teil unserer Einnahmen ausmachen", sagte Edward Kershaw, Musikchef des Konzerns gegenüber der Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ). Die dazu notwendige Technik sei im Prinzip schon in Telefonen und im Mobilfunknetz vorhanden. Ein legaler Musiktauschdienst brauche allerdings mehr als nur die Technik, sagte Kershaw weiter.

Vodafone versucht nun also, neue Vertriebswege für Musik zu finden, wie das Musikkonzerne wie Sony BMG [Link entfernt] , Universal und EMI [Link entfernt] schon seit einiger Zeit erproben. Eine mögliche Strategie ist, Musiktauschbörsen zu fördern, um eine nachträgliche Bezahlung der kopierten Songs zu erreichen. Auch wenn Branchenpionier Napster aus dem Netz geklagt wurde, das kostenlose Tauschen von Musikstücken oder Filmen über Seiten wie eDonkey, Bittorrent [Link entfernt] oder Kazaa [Link entfernt] ist weiterhin sehr populär. Die Nutzer sollen nun mit Zuckerbrot - sprich: dem Aufbau legaler Alternativen - und Peitsche - Klagen und Gerichtsverfahren - dazu gebracht werden, in Zukunft mehr zum Umsatz mit Musik beitragen.

Nutzer sollen für die Weitergabe von gekauften Stücken belohnt werden

Mit den aktuell angebotenen UMTS-Modellen von Vodafone ist es laut Kershaw es möglich, gekaufte Musik an andere Nutzer weiterzugeben. Die Geräte würden sicher stellen, dass die Empfänger die Musik auch bezahlen. Diese Möglichkeit sei allerdings noch nicht besonders nutzerfreundlich und werde daher von Vodafone nicht beworben. Die Möglichkeit zum Musiktausch werde von Vodafone "sicherlich nicht kurzfristig, aber hoffentlich doch mittelfristig" vermarktet. Die Nutzer seien bereits daran gewöhnt, SMS und MMS untereinander zu tauschen. Musik sei eine natürliche Erweiterung dieser Idee. Kershaw sieht in der technischen Möglichkeit, Kunden für das Verteilen von Musik zu belohnen, eine interessante Marketing-Option.

Die technische Basis für diese Pläne ist ein Kopierschutzverfahren namens OMA DRM 1.0. Auf diesen Standard hat sich der Mobilfunkverband Open Mobile Alliance verständigt. Aktuelle multimediafähige Handys unterstützen diesen Kopierschutz bereits. Vodafone will nun als erster Netzbetreiber diesen Standard auch verwenden. Der Hamburger Softwarehersteller Coremedia soll das UMTS-Netz von Vodafone entsprechend ausrüsten.

Nur mit einem branchenweit beachteten Standard werden sich die Pläne der beteiligten Unternehmen überhaupt realisieren lassen. Die nächste Frage ist nun, wie das Geld verteilt wird, wenn eine Datei von einem Vodafone-Handy auf ein T-Mobile-Handy übertragen wird. Für die Abrechnung von Musik und Videos müssen sich die Betreiber untereinander einigen, es wie bei SMS oder beim Auslandsroaming der Fall sei. Idealerweise sollte es keine Rolle spielen, was für ein Handy der Empfänger hat, den man gern mit einer Musikdatei beglücken möchte.