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Talkline ID wird an Freenet verkauft

Neuer Universalanbieter am Entstehen
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Freenet meldet binnen Wochenfrist die zweite Übernahme eines anderen Tk-Unternehmens. Neben dem Webhosting-Geschäft von Strato mit einer Million Kunden und zwei Millionen Domains gehen nun auch das Service-Nummern-Geschäft und anscheinend das Call-by-Call-Angebot von Talkline ID zu Freenet. Letzterer Verkauf soll, soweit das Kartellamt zustimmt, im Laufe des ersten Quartals 2005 abgeschlossen werden.

Talkline ID ist nach eigenen Angaben größter Konkurrent der Deutschen Telekom im Bereich der Service-Rufnummern wie 01805, 0190/0900 oder 0137. Zudem betreibt Talkline ID die Call-by-Call-Vorwahlen 01050 und 0190025. Das margenenge Geschäft mit der Internet-Einwahl wurde hingegen vor knapp drei Jahren abgestoßen.

Freenets Vorstandsvorsitzender Eckhard Spoerr kommentierte den Kauf wie folgt: "Die Bereiche Internet und Telekommunikation verschmelzen zunehmend mit der Medienlandschaft und deren Inhalten. Fernsehen wird immer interaktiver - heute mittels Telefonresponse und morgen verstärkt durch das Internet. Dieser Entwicklung trägt freenet mit dem Kauf der Talkline ID Rechnung und ist damit für die Zukunft hervorragend aufgestellt."

Kommentar: Chancen und Risiken

Mit beiden Zukäufen hat Freenet die Chance, sich zu einem universellen Dienstleister im Bereich der kabelgebundenen Telekommunikation zu entwickeln. Die Integration der neuen Bereiche wie Web-Hosting oder Service-Nummern unter einer Marke dürfte jedoch nicht ganz einfach werden, da mit den Produkten sehr verschiedene Kundengruppen angesprochen werden. So hatte der Freenet-Vorgänger Super 24 seinerzeit bereits kostenlose 0700-Nummern im Angebot. Diese Nummmern wurden jedoch vor einem halben Jahr von der Mobilcom/Freenet-Gruppe abgeschaltet, vermutlich wegen der Erfolglosigkeit des Angebots. Man kann 0700 also nicht einfach dadurch vermarkten, dass man sie seinen bestehenden Call-by-Call-Kunden zusätzlich anbietet.

Bezüglich der Telekommunikationsnetze besteht aufgrund des Zusammengehens der drei Unternehmen natürlich erhebliches Optimierungspotenzial. So betreiben sowohl Freenet als auch Talkline ID ein bundesweites Vermittlungsnetz. Vereinigt man diese beiden Netze, gibt es sicherlich viele Fälle, in denen von zwei parallel verlaufenden Mietleitungen eine überflüssig wird. Ebenso optimiert die Verbindung aus Webhoster und ISP die Leitungsauslastung im Internet-Bereich, denn beim Webhoster Strato dürfte der ausgehende Verkehr den eingehenden bei weitem überwiegen, während es beim ISP Freenet genau anders herum ist.

Mit den Übernahmen rückt Freenet deutlich näher an Arcor, der Nummer zwei im Festnetzbereich, heran. Es ist jedoch zu vermuten, dass Freenet anders als Arcor keine eigenen Telefon- und DSL-Anschlüsse anbieten wird: Die MobilCom-Mutter hatte es zwar mit eigenen Anschlüssen probiert, dieses Angebot aber im Sommer 2002 wieder eingestellt. Eher ist zu vermuten, dass Freenet künftig voll auf Voice over IP und DSL Resale setzt. Doch davon hat der Kunde derzeit noch nicht allzu viel, denn für DSL Resale braucht er immer auch einen Analog- oder ISDN-Anschluss der Telekom. Nach derzeitigem Zeitplan des TKG steht das "entbündelte Resale", das reine DSL-Resale-Anschlüsse ermöglichen würde, erst für 2008 auf der Agenda. Allerdings mehren sich die Stimmen, die dafür plädieren, den Termin vorzuziehen.