Vergleich

Die VoIP-Anbieter im Vergleich

Telefonkosten senken mit Internet-Telefonie
Von Björn Brodersen

Immer mehr Anbieter steigen in den VoIP-Markt ein, die Auswahl für die Kunden wird immer größer. Glaubt man aktuellen Prognosen, dann soll in fünf Jahren das Telefonieren per Voice over IP den herkömmlichen Festnetzanschluss ganz abgelöst haben. Knapp 20 Prozent der Deutschen erwägen inzwischen, ihre Telefonrechnung künftig mit Hilfe der günstigen Internet-Technik zu senken, ergab eine Marktforschung von TNS Emnid. Was die Internet-Telefonie für die Kunden so attraktiv macht, sind niedrige Verbindungspreise, kostenlose netzinterne Telefonate und eine immer besser werdende Gesprächsqualität. Weiterer Vorteil gegenüber den herkömmlichen Festnetzanschlüssen: Der Kunde kann auch von unterwegs oder auf Reisen zu den vergleichsweise recht preiswerten Tarifen telefonieren, vorausgesetzt er verfügt über die nötige Hardware und findet einen geeigneten Internetzugang. Doch nicht mit jedem VoIP-Angebot lässt sich per se günstig telefonieren. Wir haben deshalb die wichtigsten Angebote miteinander verglichen.

Voraussetzungen

Messehostess Sandra Wieglepp demonstriert auf der CeBIT 2005 DSL-Telefonie auf dem Stand von 1&1. Foto: dpa Um von Sprachaussetzern oder Übertragungsverzögerungen verschont zu bleiben, sollten VoIP-Kunden einen DSL-Anschluss besitzen. Ein Anschluss mit 1 024 kBit/s im Downstream und 128 kBit/s im Upstream ist durchaus ausreichend, allerdings kann es hier bei gleichzeitigem Surfen immer noch zu niedriger Sprachqualität kommen. Durchschnittlich 80 kBit/s Datenvolumen entstehen bei VoIP-Telefonaten und pro Richtung, also auf der Upstream- und auf der Downstream-Seite.

Entscheidend für die Sprachqualität ist bei einem asymmetrischen DSL-Anschluss auch die Geschwindigkeit auf der Upstream-Seite, d.h. der Bandbreite für das Versenden der Daten. Zudem ist es ratsam, einen DSL-Tarif mit relativ hohem Inklusivvolumen oder - bei den derzeitigen Grundpreisen sowieso zu überlegen - gleich eine Flatrate zu buchen, da das Telefonieren über das Internet zusätzlichen Datenverbrauch verursacht. So vermeidet man zusätzliche Kosten durch teuren Overtraffic. AOL ist bislang der einzige VoIP-Anbieter, der das durch die Internet-Telefonate entstehende Datenvolumen nicht berechnet, allerdings nur, wenn die Nutzer zertifizierte Hardware einsetzen.

Das Telefonieren

Der Computer muss nicht mehr wie zu den Anfangszeiten der Internet-Telefonie unbedingt angeschaltet sein, um jemanden anzurufen oder selber erreichbar zu sein. Alles, was der Kunde neben dem DSL-Zugang braucht, ist ein IP-Telefon samt Router, ein VoIP-Adapter oder ein VoIP-Softphone. Mit einem Telefonapparat, der den SIP-Standard unterstützt und der an einen Router, der die Sprache in Datenpakete umwandelt, angeschlossen wird, läuft alles wie gehabt: Hörer abnehmen, Rufnummer wählen, Verbindungsaufbau abwarten und sprechen. Auch mit herkömmlichen Telefonapparaten kann man VoIP nutzen: Dazu muss man das analoge oder ISDN-Telefon an einen VoIP-Adapter oder an eine kombinierte Hardware aus Adapter und Router wie die FRITZ!Box Fon oder das Siemens SX 541 WLAN dsl anschließen. Eine weitere Möglichkeit, bei der man per Sprechgarnitur über das Internet telefoniert, funktioniert nur bei eingeschaltetem PC.

Die Funktionen

Die bestehenden Internet-Telefonie-Angebote werden ständig erweitert. Einen Anrufbeantworter und einen Einzelverbindungsnachweis bieten einige VoIP-Provider bereits an, möglich sind inzwischen auch die Rufnummernübertragung und Parallelruf. In Verbindung etwa mit geeigneter Hardware - beispielsweise einer FRITZ!Box Fon - lassen sich auch Komfortmerkmale wie die Rufnummernanzeige oder "Rückruf bei Besetzt" nutzen. Allerdings fehlt es noch an anderen Dingen: Beispielsweise können die Kunden bislang noch keinen Notruf über ihren VoIP-Anschluss absetzen, eine solche Funktion befindet sich erst in der Testphase.

Die Rufnummer

In diesem Jahr wird erwartet, dass die Regulierungsbehörde die Rufnummerngasse 032 für VoIP-Anschlüsse freischaltet. Diese Teilnehmerrufnummern haben keinen geografischen Bezug, da ja die Internet-Telefonie auch im Prinzip auf nomadische Nutzung angelegt ist. Ungeklärt ist allerdings noch, wie Verbindungen zu diesen Numern tarifiert werden. Viele Provider vergeben inzwischen auch Festnetz-Rufnummern, wenn der Nutzer in dem jeweiligen Vorwahlgebiet auch wohnt. Per Festnetz-Telefonnummer ist der VoIP-Telefonierer weltweit erreichbar; auch Gespräche aus dem Internet ins Festnetz und umgekehrt sind problemlos möglich. Einige Anbieter kassieren dafür Grundgebühren. Bei Anbietern wie 1&1 kann man auch die bestehende Festnetz-Rufnummer portieren und ist künftig darüber aus dem Festnetz und dem Internet erreichbar.

VoIP-Anschluss versus VoIP-Tarif

Wer künftig über das Internet telefonieren möchte, kann nicht auf jedes Angebot zurückgreifen. VoIP-Anschlüsse wie beispielsweise die von 1&1, QSC und Tiscali stehen nur den jeweils eigenen DSL-Kunden zur Verfügung. VoIP-Tarife dagegen können in der Regel mit jedem DSL-Zugang genutzt werden. Doch auch hier können die Kunden nicht gleich zum Telefonhörer greifen und lostelefonieren, sondern müssen sich erst auf der Homepage des gewählten Anbieters registrieren und freischalten lassen. Bei vielen Anbietern müssen die Kunden vor dem ersten VoIP-Gespräch ein Prepaid-Konto mit Guthaben auffüllen, das sie dann abtelefonieren können.

Die Preise

Die viel beworbenen "kostenlosen Telefonate" sind das Hauptargument für viele User, sich für einen VoIP-Zugang anzumelden. Wirklich kostenlos sind Telefonate über das Internet in der Regel nur bei netzinternen Gesprächen - also zwischen zwei Kunden eines VoIP-Providers - und bei Telefonaten in eventuell vorhandene Partnernetze. Wer dagegen aus dem Internet andere Festnetzanschlüsse anruft, zahlt in der Regel einen Minutenpreis, der zwischen den günstigsten Call-by-Call-Preisen und den Tarifen der Deutschen Telekom angesiedelt ist. Wer jedoch oft Gespäche in Handynetze führt, fährt mit Call by Call besser als mit einem VoIP-Tarif. Mehr kostenlose Gespräche werden wahrscheinlich möglich sein, sobald das ENUM-Verfahren offiziell eingesetzt wird.

Aber selbst, wenn die Telefonfirmen ihre Netze nicht verknüpft haben, sind unter Umständen kostenfreie Verbindungen möglich: Hierzu wählt man nicht die Rufnummer, sondern die so genannte SIP-Adresse des Gesprächspartners. Über die Telefontastatur lässt sich die Adresse zwar nicht eingeben, aber die FRITZ!Box Fon ermöglicht es, SIP-Adressen als Kurzwahlnummern anzulegen und abzuspeichern. Die Kurzwahlen lassen sich dann auch über die angeschlossenen Telefone wählen. Wie das geht, verrät Ihnen unser Testbericht.

Nicht vergessen für die Endabrechnung sollte man aber die monatlichen Grundkosten für den DSL-Zugang, der zusätzlich zum herkömmlichen Telefonanschluss bezahlt werden muss, sowie - je nach Tarifwahl - für den VoIP-Zugang. Da DSL in der Regel nur gemeinsam mit einem Festnetzanschluss angeboten wird, wird das gewohnte Grundentgelt fürs Telefon also weiter fällig - außer man surft mit einem Kabelanschluss. Dazu kommen die Kosten für eine DSL-Flatrate oder einen DSL-Volumentarif. Eine Ausnahme bilden hier beispielsweise Angebot unabhängiger DSL-Anbieter wie Broadnet und QSC: Hier kann der Kunde einen reinen Internetanschluss ordern und auf den herkömmlichen Telefonanschluss verzichten.

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