Pinguine

Frischer Wind für Linux auf dem Handy

Mobile Linux Platform Foundation will Linux-Standards etablieren
Von Marie-Anne Winter

Wichtiger für die Linux-Initiative ist allerdings der Markt für moderne Smartphones. Sie dienen heute als mobiles Büro, Kameraersatz oder Navigationssystem und bieten auch Musik, Mobile TV, Videospiele oder eine Datensynchronisation mit Computern und Netzwerken. Ihr Anteil am Handymarkt wird in der nächsten Zeit steigen. Fast drei Viertel der aktuellen Smartphones arbeiten mit Symbian. Doch auch Microsoft macht nach einigen Fehlschlägen mit Windows Mobile nun Boden gut und kommt mittlerweile auf einen Marktanteil von etwa acht Prozent. Der Wettbewerb ist hart. Sogar der kalifornische Mobilpionier Palm hat sein eigenes Betriebssystem wie berichtet ein Gerät seiner Treo-Serie mit Windows ausgestattet. Damit hat das Unternehmen auf die wachselnde Anzahl der Käufer reagiert, die Geräte nachfragen, die einfach mit Windows-Computern zu synchronisieren sind. Microsoft ist unterdessen dabei, seine Position im Mobilmarkt auszubauen, etwa durch die Kooperation mit Qualcomm für die schnellere Produktion flacherer und günstigerer Smartphones oder den Vorstoß für den direkten E-Mail-Empfang auf neuen Windows Mobile-Handys.

Ärgernis Lizenzkosten

Ärgerlich für die Hersteller sind vor allem die Lizenzkosten für die verwendete Software. Für jedes ausgelieferte Handy muss eine Lizenzgebühr an den Inhaber des Betriebssystems gezahlt werden. Vor allem die kleineren Hersteller haben in der Regel nicht genug Ressourcen, um im Alleingang eine Konkurrenz zu Symbian, Windows oder etwa zur E-Mail-Maschine Blackberry zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Mit dem offenen Betriebssystem Linux entfällt dieses Problem.

Doch nicht nur die Produzenten wollen sich nicht von einem Betriebssystem bzw. dessen Eigentümer abhängig machen. Auch die Mobilfunkanbieter wollen Zustände wie auf dem PC-Markt vermeiden. Kiyohito Nagata von der Hardware-Divison bei NTT DoCoMo sagte gegenüber dem Handelsblatt, dass eine höhere Leistungsfähigkeit der Endgeräte bei geringeren Kosten im ureigensten Interesse der Mobilfunkunternehmen liegen würde.

Hinter dem Projekt steht neben Motorola auch der weltgrößte Hersteller von Unterhaltungselektronik Panasonic. Panasonic soll nach eigenen Angaben im japanischen Markt bereits über acht Millionen Linux-Handys verkauft haben. Motorola hat ebenfalls Linux-Handys im Angebot, beispielsweise das A780 mit eingebauter Navigation, hat damit bislang aber eher geringen Erfolg. Kein Wunder, denn bei den Linux-Telefonen gehen alle Hersteller eigene Wege: Die Geräte sind technisch nicht einheitlich. Daher will die neue Mobile-Linux-Allianz einheitliche Richtlinien und Schnittstellen definieren, Entwicklungswerkzeuge bereitstellen und Standards festlegen. Trotzdem sollen die Mobiltelefone später nicht einheitlich daherkommen, wie das Windows-Geräten der Fall sei. Es soll auch möglich werden, in kürzerer Zeit und zu geringeren Kosten personalisierte Dienste zu entwickeln.