FTTB

"Es macht auch Spaß, im Ferrari 120 zu fahren"

Guido Schwarzfeld über den Glasfaser-Netzausbau von NetCologne
Von Marie-Anne Winter

Wie bereits berichtet, geht Stadtnetzbetreiber NetCologne einen eigenen Weg und bietet seinen Kunden schnelle Internetzugänge über eine Glasfaserverbindung bis zum Hausanschluss an. Auf der Euroforum [Link entfernt] -Veranstaltung Die Zukunft der TV-Kabelnetze erklärte Guido Schwarzfeld von NetCologne, warum sein Unternehmen auf FTTB (Fibre to the Building) setzt. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass der Stadtnetzbetreiber auch über ein Kabelnetz verfügt - Kabel-Kunden gibt es potenziell 191 000, davon angeschlossen sind 145 000. (Zum Vergleich: Telefonkunden hat NetCologne inzwischen 326 000, DSL nutzen 260 000 Kunden). NetCologne hat auch bereits 7 500 FTTB-Anschlüsse realisiert, dabei handelt es sich allerdings um Geschäftskunden. Außer FTTB ist bei NetCologne auch ADSL2+ im Einsatz. Der Vorteil bei FTTB sei, dass man mit dieser Technologie auch 100 MBit/s bis zum Kunden durchbringen könne, was bei anderen Breitbandtechnologien nicht realistisch sei.

Im Backbone verfügt NetCologne laut Schwarzfeld über 10 GBit/s bei Glasfaser, im Kabelnetz erreiche man, wenn man es komplett digitalisieren würde, bis zu 5 GBit/s - 3,5 davon würde man für TV reservieren. Das Problem bei Video-Diensten sei nämlich, dass der Kunde für die komplette Länge des Films konstant entsprechende Datenraten brauche. Für gelegentliche Downloads einen hohen Durchsatz anzubieten sei etwas ganz anderes.

Im Vergleich zu den Kosten für die TAL-Miete, die für die letzte Meile bis zum Endkunden ständig an die Deutsche Telekom gezahlt werden müssten, seien die Investitionskosten für den FTTB-Ausbau auch gar nicht so gewaltig. NetCologne miete derzeit 300 000 TALs und zahlte dafür 2006 etwa 34 Millionen Euro. Das sei auch eine Menge Geld, die man lieber ins eigene Netz investiere.

Glasfaser ist zukunftsicher

Guido Schwarzfeld präsentiert einen Mikro-Fibrenode, wie er von Netcologne für FTTB verwendet wird
Bild: Meyer/Euroforum
NetCologne plant innerhalb der nächsten 5 Jahre 40 000 Gebäude in Köln per FTTB zu erschließen. Dabei werden Ein- und Zwei-Familienhäuser ausgespart, weil sich dort der Anschluss nicht lohne. Dieser erfolge jeweils per Tiefbau, was relativ aufwendig sei. In den Gebieten, wo das Kabelnetz bereits gut ausgebaut sei, werde man aufs Kabel setzen, das ebenfalls für IPTV fit gemacht werden soll.

Bei FTTB kommt die Glasfaser im Haus an und wird über einem Mikro-Fibrenode und einem Mikro-DSLAM an das Kabelnetz im Haus angeschlossen. NetCologne macht dafür Verträge mit den Hauseigentümern, so dass komplette Häuser, nicht Einzelkunden angebunden werden. Der Charme dieser Lösung sei, dass man auf intakte Inhouse-Netze aufsetze, was die Kosten wiederum in Grenzen halte. Glasfaser bis zum Endkunden (FTTH, Fibre to the Home) sei noch ein Stück Zukunftsmusik.

Die für den Anschluss verwendeten Geräte sind erstaunlich klein und handlich, die Kosten für einen Mikro-Fibrenode, der nicht viel größer als ein aktuelles Handy ist, gab Schwarzfeld mit etwa 90 Euro an. Dazu kommt noch der Mikro-DSLAM, ein kleines Schränkchen, das an der Kellerwand befestigt wird. Vorteilhaft für den FTTB-Ausbau sein auch, dass rund 80 Prozent der Kölner Hauseigentümer erlaubt hätten, das notwendige 4-Zentimeter-Loch in ihre Kellerwände zu bohren.

Die Investitionskosten gab Schwarzfeld mit 110 Millionen Euro für Tiefbaumaßnahmen an, aktive Technik werde etwa so viel kosten wie für entsprechenden DSL-Ausbau. Natürlich solle mit dem "State-of-the-Art-Netz" die Marktführerschaft von NetCologne langfristig gesichert werden.

Auch zeige sich, dass wenn hohe Bandbreiten angeboten werden, diese auch angenommen werden. International Studien würden das belegen. Auf die Frage, ob man mit FTTB nicht mit einem Ferrari 120 Kilometer pro Stunde fahre, antworte Schwarzfeld, dass schließlich auch das Spaß mache - vor allem, weil man auch schneller könnte, wenn sich die Gelegenheit erst ergebe.