Einstieg

Alice demnächst Mexikanerin?

AT&T und America Movil wollen bei Telecom Italia einsteigen
Von Janko Weßlowsky mit Material von dpa

AT&T und die mexikanische America Movil wollen bei Europas fünftgrößtem Telekomkonzern, Telecom Italia, einsteigen. Um je ein Drittel an der Muttergesellschaft Olimpia zu übernehmen, verhandeln sie mit dem italienischen Mischkonzern Pirelli, der 80 Prozent an Olimpia hält. Das teilten die drei Unternehmen mit. Die Olimpia-Käufer würden mit 18 Prozent Hauptaktionär bei der Telecom Italia werden. AT&T hält wiederum 8 Prozent an der mexikanischen America Movil.

Der Preis werde bei rund 2,82 Euro je Aktie liegen, sagte ein AT&T-Sprecher. Insgesamt belaufe sich das Gebot auf 3,47 Milliarden Dollar (2,6 Milliarden Euro). Davon würden die Schulden von Olimpia zur Zeit der Transaktion abgezogen. Telecom Italia bietet im Heimatmarkt Festnetztelefonie, Mobilfunk und Breitbanddienste an. Zudem ist Telecom Italia in Brasilien, den Niederlanden, Frankreich und Deutschland tätig. In Deutschland ist der Konzern die Mutter von HanseNet mit der Produktlinie Alice.

Auch andere Konzerne hoch-interessiert

Erst im Februar hatte auch die spanische Telefónica mit der Pirelli-Holding verhandelt, um größere Aktienpakete aufzukaufen. Langfristig war hier eine Mehrheitsbeteiligung angepeilt worden. Diese Pläne dürften mit jenen von AT&T sowie America Movil kollidieren. Medienberichten zufolge hatten zuvor bereits vor allem asiatische und russische Unternehmen Interesse an Olimpia gezeigt.

Die italienische Regierung wolle jedoch verhindern, dass die Telecom Italia in ausländische Hände fällt, berichtete heute die Zeitung La Repubblica. "Da können wir nicht tatenlos zusehen", sagte Telekommuniktations-Minister Paolo Gentiloni. Infrastruktur-Minister Antonio Di Pietro forderte Ministerpräsident Romano Prodi auf, ein dringendes Treffen zu dem Thema einzuberufen. "Dieses Angriffs-Shopping internationaler Finanziers muss aufhören", sagte Di Pietro. Auch eine Gruppe italienischer Banken, darunter Mediobanca und Capitalia, hatte im März Bereitschaft gezeigt, zwischen 2,60 und 2,70 Euro je Aktie zu zahlen.