Prüfung

Premiere kann vielen Fans vorerst keine Live-Bundesliga bieten

Kartellamt legt Vertrag mit Rechte-Inhaber Arena auf Eis
Von AFP / Björn Brodersen

Der Bezahlsender Premiere kann vielen Fußballfans ausgerechnet in den spannendsten Wochen der Fußball-Bundesliga keine Live-Spiele anbieten. Das Kartellamt legte den Vertrag mit dem Rechte-Inhaber Arena [Link entfernt] bis Ende Mai auf Eis, wie die Behörde heute mitteilte. Vorerst kann Premiere deshalb keine neuen Bundesliga-Abos über Satellit anbieten, sondern nur noch über Kabel. Die Hälfte der Premiere-Abonnenten schaut über Satellit. Wer schon ein Premiere-Abonnement besitzt, kann aber weiterhin Bundesliga live schauen.

Dem Bundeskartellamt ist ein Dorn im Auge, dass die Arena-Muttergesellschaft Unity Media in Nordrhein-Westfalen und Hessen auch Kabelnetze betreibt. Die Untersuchung zur Kooperation von Premiere und Arena durch das Bundeskartellamt sei "langwieriger und umfassender als erwartet", erklärte Premiere-Chef Georg Kofler. Alle Premiere-Kunden, die bislang die Fußball-Bundesliga live über Satellit empfangen, könnten dies auch weiterhin. Auch für Kabel-Abonnenten ändere sich nichts. Interessenten für das Satelliten-Angebot können vorerst aber kein Abonnement abschließen. Bis spätestens Ende Mai wollen Arena und Premiere ein Vertragsmodell entwickeln, mit dem das Kartellamt einverstanden sein soll.

Der Zeitpunkt kommt für Premiere denkbar ungelegen

Arena hatte sich Ende 2005 im Bieterverfahren um die Exklusivrechte für die Live-Übertragung der 612 Spiele der ersten und zweiten Liga überraschend gegen den bisherigen Rechteinhaber Premiere durchgesetzt. Die Premiere-Aktie war daraufhin ins Bodenlose gefallen. Im Februar hatten Arena und Premiere eine Allianz verkündet. Nach den neuen Entwicklungen droht dem Bezahlsender Premiere, der auch Spielfilme oder Dokumentationen anbietet, erneut der Verlust seines wichtigsten Zugpferds. Nach der Ankündigung der Vertragsprüfung stürzte die Premiere-Aktie an der Frankfurter Börse um acht Prozent in die Tiefe.

Der Zeitpunkt kommt für Premiere denkbar ungelegen. In der Bundesliga stehen noch fünf der 34 Spieltage aus. Das Saison-Finale steigt am 19. Mai. Die Liga sieht derzeit eine der spannendsten Saisons ihrer Geschichte. Von den 18 Teams der Liga haben noch vier realistische Chancen auf den Meistertitel, und gegen den Abstieg kämpfen nicht weniger als zehn Mannschaften. Deshalb ist in fast allen Stadien der Republik an den letzten Spieltagen für Spannung gesorgt, weshalb für viele Fußballfans die Live-Übertragung der Spiele jetzt besonders reizvoll sein dürfte. Vielen von ihnen kann Premiere vorerst kein Angebot machen. Interessierte Fußballfans müssten sich nun direkt an Arena wenden. Der Sender bietet die Spiele wie Premiere zu einem monatlichen Gesamtpreis von knapp 20 Euro an. Allerdings ist es Fans nun nicht mehr möglich, die Bundesliga-Spiele mit anderen Angeboten von Premiere wie einem Spielfilmpaket zu kombinieren.

Die Spiele der Champions League, die in den kommenden Wochen ebenfalls in ihre entscheidende Phase gehen, sind von den neuen Entwicklungen nicht betroffen. Auch die Live-Übertragungen anderer europäischer Top-Ligen, etwa der englischen Premier League mit Michael-Ballack-Club FC Chelsea, werden von Premiere weiterhin angeboten.