schlechte Aussichten

Studie: Deutsche Mobilfunkbranche gerät stärker unter Druck

Langsameres Wachstum und immer schneller sinkende Umsätze
Von Janko Weßlowsky

Während der weltweite Mobilfunkmarkt weiterhin stark wächst, haben die deutschen Netzbetreiber mit großen Problemen zu kämpfen. Wie der Marktanalyst Strategy Analytics [Link entfernt] mitteilt, verfügten die Netzbetreiber weltweit zum Ende des Jahres 2006 mit 2,7 Milliarden Kunden über 22,9 Prozent mehr Abnehmer als im Vorjahr. Gleichzeitig stieg die Anzahl der verkauften Gesprächsminuten um 29,3 Prozent auf 1,42 Billionen. Dem gegenüber sind laut Strategy Analytics der Umsatz pro Kunde (minus 7,1 Prozent) und der Umsatz pro Gesprächsminute (minus 16,8 Prozent) weltweit weiterhin rückläufig. Trotzdem konnte das EBITDA um durchschnittlich 11,4 Prozent gesteigert werden.

Die deutschen Netzbetreiber hingegen hatten Ende vergangenen Jahres nur 8,2 Prozent mehr Kunden als Ende 2005. Der Umsatz pro Kunde sank um 10,8 Prozent, der Umsatz pro Minute um 26,0 Prozent. Dies ist jeweils deutlich mehr als im weltweiten Durchschnitt. Anders als der Weltmarkt konnten die deutschen Netzbetreiber im Schnitt auch ihr EBITDA nicht steigern. Er ging vielmehr um durchschnittlich 12,1 Prozent zurück.

Deutsche Netzbetreiber hinken Weltmarkt hinterher

Den größten Kundenzuwachs in Deutschland verzeichnete E-Plus mit 17,7 Prozent vor o2 mit 12,9 Prozent. T-Mobile legte um 6,4 Prozent und Vodafone um 5,0 Prozent zu. Der durchschnittliche Umsatz pro Kunde (ARPU) sank hingegen deutlich. Den stärksten Rückgang musste T-Mobile mit 13,0 Prozent hinnehmen, gefolgt von o2 mit 10,6 Prozent und Vodafone mit 8,7 Prozent. E-Plus lag mit 5,0 Prozent Rückgang als einziger deutscher Netzbetreiber unter dem weltweiten Durchschnitt.

Beim EBITDA liegen die deutschen Netzbetreiber noch deutlicher hinter den Durchschnittswerten des Weltmarktes. Am stärksten betroffen ist o2 mit einem Rückgang von 43,6 Prozent. Bei T-Mobile (minus 8,7 Prozent) und Vodafone (minus 13,3 Prozent) fiel der Rückgang vergleichsweise moderat aus. Lediglich E-Plus konnte mit 2,8 Prozent leicht zulegen - liegt damit jedoch ebenso noch klar unter den Ergebnissen des Weltdurchschnitts.

Schlechte Aussichten

Laut Strategy Analytics mussten die deutschen Netzbetreiber im Schnitt einen bisher nie da gewesenen Rückgang des EBITDA hinnehmen. In zweiten und dritten Quartal 2006 ging er noch nur um ein beziehungsweise zwei Prozent zurück. Phil Kendall, Direktor Global Wireless Practice bei Strategy Analytics, sieht weiterhin große Probleme im deutschen Markt: Seiner Ansicht nach werden die deutschen Netzbetreiber ihre Margen weiterhin ihrem Wachstum und einem höheren Marktanteil opfern. Neue Tarife bei den Homezones und im Flatrate-Bereich sowie Stimulanz-Angebote wie Vodafones CallYa OpenEnd trieben zwar die Handy-Nutzung, diese können aber nicht die sinkenden Preise für Sprachtelefonie kompensieren. Die Regulierungsbestrebungen der EU im Roaming-Markt schmälerten die Gewinne zusätzlich. Zum ersten Mal werde so der ARPU in Deutschland im ersten Quartal dieses Jahres auf unter 20 Dollar (14,75 Euro), voraussichtlich sogar unter 19 Dollar fallen.