Quartalsergebnis

Kundenzahl von freenet schrumpft

Hamburger Provider startet mit Gewinnplus und Umsatzminus ins neue Jahr
Von ddp / Björn Brodersen

Der Hamburger Internet- und Mobilfunk-Anbieter freenet ist wegen eines neuen Bilanzansatzes mit sehr hohen Gewinnzuwächsen ins Jahr gestartet. Die Erträge für das erste Quartal wiesen teilweise Steigerungen um mehr als das Dreifache aus, da die Kosten für die Kundengewinnung und -bindung jetzt zum Teil nicht mehr als Aufwand verbucht, sondern aktiviert werden, wie das Unternehmen heute in Hamburg mitteilte. Die vorher befragten Analysten hatten mit einem deutlich geringeren Ergebnisplus gerechnet.

Ebenso überraschend deutlich sank von Januar bis März der Umsatz um 13 Prozent auf 452 Millionen Euro. Hier hatten Experten im Durchschnitt mit nur einem Minus auf 499 Millionen Euro gerechnet. Als Grund für den Rückgang nannte freenet unter anderem veränderte Abrechnungsmodelle mit der Deutschen Telekom, von der das Unternehmen Vorleistungen bezieht. Die Kundenbasis sei hingegen im Jahresverlauf ausgebaut worden. Unter dem Strich ging der Überschuss um 177 Prozent auf 49,9 Millionen Euro nach oben. Die Prognose der Analysten betrug 28,1 Millionen Euro.

Im ersten Quartal kamen 165 000 DSL-Kunden neu hinzu, einschließlich der Nutzer, die zu Jahresbeginn von dem Wettbewerber Tiscali übernommen wurden. Ein Plus von 80 000 Kunden verzeichnete freenet im Internetportalgeschäft mit Bezahldiensten. Im Mobilfunkbereich gab es in den ersten drei Monaten ein Wachstum um 24 000 Teilnehmer. Weil jedoch in der Festnetz-Telefonie Anschlüsse verloren wurden, weist das Unternehmen insgesamt eine gegenüber dem Vorjahr um rund 2,3 Millionen verringerte Kundenbasis von 12,8 Millionen aus.

Entscheidung über Akquisition fällt in diesem Monat

Der Telekomanbieter plant nach einem Gewinnplus im ersten Quartal eine hohe Sonderausschüttung. Eine Sonderdividende von fünf bis sechs Euro sei "nicht unrealistisch", sagte Vorstandschef Eckhard Spoerr. Die liquiden Mittel von 538 Millionen Euro würden damit weitgehend an die Aktionäre ausgeschüttet. "Es wird nicht so sein, dass wir hohe liquide Mittel in Reserve vorhalten werden." Voraussetzung sei allerdings, dass keine Akquisitionen getätigt würden. Eine Entscheidung soll noch in diesem Monat fallen.

Für das laufende Geschäftsjahr stellte Spoerr einen deutlichen Ergebnissprung in Aussicht: "Die Planungen für 2007 sehen einen Gewinn vor Steuern von 160 Millionen Euro vor." Im vergangenen Jahr hatte die Gesellschaft einen Vorsteuergewinn von 117 Millionen Euro ausgewiesen. Die aus der Fusion von mobilcom und freenet.de entstandene neue freenet AG hatte sich bislang mit einer Prognose zurückgehalten.