Netzbetrieb

Mobilfunknetze sollen mehr leisten und weniger kosten

Neue Strategien bei den Mobifunknetzbetreibern
Von Marie-Anne Winter

Gerade dort, wo neue Infrastrukturen entstehen - vor allem bei den neuen Netzen der 3. Generation (UMTS) -, sind laut der Oliver Wyman-Untersuchung Kostensenkungen von über 30 Prozent die Regel. Aber auch die Zusammenlegung bereits existierender GSM-Netze mit dem Ziel, die Anzahl der Basisstationen zu verringern, ermögliche eine Reduzierung der laufenden Kosten und der Ersatzinvestitionen um bis zu 25 Prozent. Zurzeit denken daher die meisten Mobilfunkbetreiber über Sharing-Möglichkeiten nach.

Allerdings birgt die Kooperation mit Wettbewerbern eine Vielzahl potenzieller Interessenskonflikte, die im Kooperationsvertrag berücksichtigt werden müssen. Dazu Mobilfunkexperte Zoll: "Die notwendige Harmonisierung von Netztechnik und -betrieb ist nur die eine Seite. Eine Netzwerkkooperation muss darüber hinaus den Split für potenzielle Zusatzkosten und Abschreibungen festlegen sowie Abfindungen und Ausgleichszahlungen regeln, vom möglichen Kundenverlust auf einer Seite über Netzabdeckungsprobleme bis hin zu gemeinsamen stranded investments."

Auch die Regulierer reden mit

Zu diesen aufwändigen Abstimmungen zwischen den Partnern kommt die strenge Beobachtung der Regulierungs- und Wettbewerbsbehörden. Sie wollen sicherstellen, dass der Wettbewerb bei Service, Netzleistung und Roaming erhalten bleibt. Laut Oliver Wyman nimmt Vodafone beim Network Sharing derzeit eine Vorreiterrolle ein. Anfang Februar 2007 gab das Unternehmen die gemeinsame Nutzung seiner 3G-Netzinfrastruktur mit Orange in Grossbritannien bekannt. Diese Kooperation soll zudem auf die existierende 2G-Infrastruktur erweitert werden. In Spanien haben Vodafone und Orange bereits im letzten Jahr einen gemeinsamen Ausbau ihrer 3G-Infrastruktur vereinbart. Vorstellbar ist auch, beide Ansätze - Network Sharing und Outsourcing - zukünftig zu kombinieren. So könnten zum Beispiel zwei bis drei Mobilfunkbetreiber ihre Netzinfrastruktur zusammenlegen und sie dann von einem Anbieter wie Ericsson oder Nokia Siemens Networks betreiben lassen.

Nichts für jeden

Network Sharing und Outsourcing sind nicht für alle Mobilfunkunternehmen in allen Märkten einheitlich umsetzbar. Diese Entscheidungen müssen Mobilfunkunternehmen auf der Basis einer fundierten Analyse der internen und externen Ausgangslage, ihrer Prioritäten und Abwägung aller internen Alternativen treffen. "Mobilfunkunternehmen müssen die Möglichkeiten zur Kostensenkung bei den Netzen nutzen, um wettbewerbsfähig zu sein", sagt Terfloth. "Doch je nach Ausgangslage und Unternehmensstrategie wird die ideale Lösung für jeden Mobilfunkanbieter und in jedem Markt anders aussehen." Netzwerkqualität etwa wird auch weiterhin ein entscheidendes Thema im Mobilfunk bleiben, die jedoch auch extern durch ein ausgefeiltes Dienstleistermanagement erbracht werden kann. "Wo interne Leistungen ersetzt werden, verändern sich immer auch Verantwortlichkeiten, Schnittstellen, Abstimmungen und Prozesse im gesamten Unternehmen - nicht nur bei der Technik", warnt Zoll. "Wenn das Gesamtkonzept nicht genau geplant ist, können vermeintlich schnell realisierbare Kostensenkungen ebenso schnell zum Gegenteil führen."