Netzbetrieb

Mobilfunknetze sollen mehr leisten und weniger kosten

Neue Strategien bei den Mobifunknetzbetreibern
Von Marie-Anne Winter

Jüngstes Beispiel für diesen Trend zum Outsourcing des Netzbetriebs ist in Deutschland der Preisbrecher E-Plus. Seit März betreibt Alcatel-Lucent einen großen Teil des E-Plus-Netzes und hat in diesem Zusammenhang 750 Mitarbeiter von E-Plus übernommen. Weitere prominente internationale Beispiele sind Bharti in Indien, H3G in Italien und Grossbritannien sowie One in Österreich. Begonnen wurde die Ausgliederung der Netze von kleineren Mobilfunkanbietern mit ein bis zwei Millionen Kunden. Jetzt sei das Thema auch für Betreiber von über zehn Millionen Kunden kein Tabu mehr. Ausschlaggebend für den Trend zum Outsourcing ist, dass die grossen Anbieter wie Ericsson, Nokia Siemens Networks und Alcatel-Lucent durch ihre zunehmende Erfahrung und steigende Anzahl an Aufträgen Kosteneinsparungen bieten können, die auch für grosse Mobilfunkunternehmen interessant sind. Die Dienstleister versuchen dabei, durch stringente Prozessoptimierung basierend auf internationalen "Best Practices", Zentralisierung von Aufgaben und die damit verbesserte Auslastung von Mitarbeitern und Material, über Länder und Mobilfunkunternehmen hinweg für nachhaltige Kosteneinsparungen zu sorgen. "Je nach ursprünglicher Effizienz des Mobilfunkunternehmens und Umfang des Outsourcings können bis zu 30 Prozent der Betriebskosten eingespart werden", sagt Berater Terfloth.

Erfolgskritisch sind dabei das volle Verständnis der langfristigen Bedingungen und Auswirkungen der Outsourcing-Entscheidung sowie das Sicherstellen notwendiger Steuerungsmöglichkeiten, um die angepeilten Leistungsparameter und Kostensenkungen auch dauerhaft durchsetzen zu können.

Gemeinsame Netze statt Auslagerung

Noch einen Schritt weiter als das Outsourcing geht das Network Sharing. Hierbei werden Netzinfrastruktur und -betrieb von unterschiedlichen Mobilfunkunternehmen gemeinsam genutzt. Während Outsourcing eine klassische Kunde-Dienstleister-Beziehung nutzt, benötigt Sharing eine Kooperation mit direkten Konkurrenten, um gemeinsame Synergieeffekte zu erzielen. Natürlich kann ein Netzwerkanbieter eine derartige gemeinsame Nutzung auch initiieren. Die möglichen Kostensenkungspotenziale beim Sharing umfassen nicht nur die Betriebskosten, sondern einen Grossteil des Netzinvestitionsaufwands. "Die Zahl der parallelen Übertragungswege und doppelten Basisstationen ist trotz zumeist gemeinsam genutzter Standorte enorm", berichtet Oliver Wyman-Experte Terfloth. "Hier lassen sich nicht nur die Investitionen senken, sondern in der Folge auch laufende Kosten wie Mieten, Strom und Wartung. Kein Mensch würde verstehen, wenn wir in Deutschland vier Autobahnen von unterschiedlichen Betreibern hätten, die zum größten Teil auch noch parallel verlaufen."