Netzbetrieb

Mobilfunknetze sollen mehr leisten und weniger kosten

Neue Strategien bei den Mobifunknetzbetreibern
Von Marie-Anne Winter

Die Mobilfunkbranche ist im Umbruch. Durch das Auftreten von virtuellen Netzbetreibern und Discountern sind auch etablierte Netzbetreiber zu Umstrukturierungen gezwungen. Einige haben den Betrieb ihrer Netze bereits an spezialisierte Dienstleister ausgelagert, andere denken darüber nach. Auch durch gemeinsam mit Konkurrenten betriebene Netze können die Investitions- und Betriebskosten dauerhaft gesenkt werden. Die Studie der Marktforscher von Oliver Wyman "Neue Geschäftsmodelle im Mobilfunk" beschreibt den derzeit zu beobachtenden Zusammenlegungs- und Ausgliederungstrend beim Netzbetrieb als wichtigen Schritt zu neuen Geschäftsmodellen.

In den bisher eher oligopolistischen Mobilfunkmärkten der Industrieländer steigt die Wettbewerbsintensität. Die Folge sind fallende Minutenpreise, die auch durch zunehmende Mobilfunknutzung nicht vollständig ausgeglichen werden - der Umsatz pro Kunde geht zurück. Diese Entwicklung führt neben erhöhten Kapazitätsanforderungen dazu, dass derzeit kein Mobilfunkunternehmen an Kostensenkungen vorbeikommt. Im Zentrum der Diskussion stehen dabei die Netze: Die Anschaffung der Netzinfrastruktur verschlingt durchschnittlich rund 60 bis 80 Prozent der Gesamtinvestitionen eines Mobilfunkunternehmens, und auch der Netzbetrieb ist mit rund 20 Prozent der laufenden Kosten der größte Kostenfaktor nach Marketing und Vertrieb. "Künftig müssen die Mobilfunknetze mehr leisten, sollten aber weniger kosten", sagt Dr. Stephan Zoll, Mobilfunkexperte von Oliver Wyman.

Einsparpotenziale bereits ausgereizt

Wichtige Helfer im Kampf gegen die Kosten im Netzwerkbereich sind neue Technologien wie IP-Netze und optimierte Prozesse. Doch viele Mobilfunkunternehmen schöpfen die hiermit erreichbaren Einsparungen bereits zunehmend aus. Daher spielen innovative Konzepte wie Network Sharing, also die gemeinsame Nutzung der Mobilfunkinfrastruktur mit Konkurrenten, oder das Outsourcing des Netzbetriebs für viele Mobilfunkunternehmen eine immer wichtigere Rolle. "Unsere Untersuchung zeigt, dass sich die Mobilfunkbranche an einem Wendepunkt befindet", sagt Oliver Wyman-Partner Christian Terfloth. "Künftig werden das Netz und dessen Betrieb nicht mehr unbedingt zum Kerngeschäft der Mobilfunkanbieter gehören."

Netz-Sharing und -Outsourcing als Alternativen beziehungsweise Ergänzungen zur internen Kosteneinsparung sind keine wirklich neuen Optionen. So wird beispielsweise das Outsourcing der Wartung und des Betriebs einzelner Netzelemente, des Hostings von Services oder der Planung sowie des Ausbaus neuer Technologien bereits seit längerer Zeit eingesetzt, um Kosten zu senken. Neu ist jedoch der Umfang, in dem dies geschieht. Zunehmend bemühen sich die Mobilfunkunternehmen, über umfangreiche Outsourcing-Vereinbarungen die gesamte technologische Wertschöpfungskette abzubilden. Dabei werden Planung und Design, Aufbau, Betrieb und Wartung des Netzes von nur einem Outsourcing-Partner übernommen. Das Mobilfunkunternehmen behält lediglich die Hoheit über die Technologiestrategie und die Festlegung der Qualitätsparameter, um die Wettbewerbsvorteile auch langfristig sicherstellen zu können.