Alcatel-Lucent: Neuer Riese am Telekommunikations-Markt steht

Der rasant wachsende Weltmarkt für Kommunikationstechnik hat einen neuen Marktführer: Mit dem Abschluss der Übernahme des US-Konzerns Lucent durch die französische Alcatel ist der weltgrößte Anbieter von Festnetztechnik und die Nummer zwei in der Mobilfunk- und Internettechnologie entstanden. Die neue Alcatel-Lucent SA mit Sitz in Paris kommt auf 18,6 Milliarden Euro Umsatz und 79 000 Beschäfte in 130 Staaten. Das teilte Alcatel nach der Billigung des Kaufs durch seinen Verwaltungsrat in Paris mit.

Der Konzern erwartet aus der Fusion Kosteneinsparungen binnen drei Jahren von 1,4 Milliarden Euro. Jede zehnte Stelle soll wegfallen. Operative Chefin wird die bisherige Lucent-Chefin Patricia Russo, die damit als erste Amerikanerin an die Spitze eines französischen Großkonzerns rückt. Alcatel-Chef Serge Tchuruk wurde Präsident des Verwaltungsrates, also ihr Aufseher.

Bereits 2001 war ein erster Anlauf zur Fusion beider Konzerne an der Bewertung von Lucent gescheitert. Lucent war 1996 aus dem US-Telefonkonzern AT&T ausgegliedert worden. Die Aktie stieg während der Börsenspekulation bis auf 63 Dollar und stürzte dann 2002 auf 0,58 Dollar ab. Unter Russo kam Lucent wieder auf die Beine. Weil Lucent das "strategisch bedeutsame" Forschungslabor Bell Labs betreibt, musste US-Präsident George W. Bush die Fusion billigen. Die neue Alcatel-Lucent ist weltweit führend bei Breitbandnetzen und größter Unternehmensdienstleister in der Internettechnik.

Alcatel machte im vergangenen Jahr 41 Prozent seinen Umsatzes von 13,1 Milliarden Euro in Europa und nur 14 Prozent in Nordamerika, wo der Konzern aber in der DSL-Internettechnik führt. Lucent ist mit 63 Prozent des Umsatzes von 9,4 Milliarden Dollar im Geschäftsjahr 2004/2005 stark auf die USA fixiert. Damit ergänzen sich beide Konzerne regional. Wegen technologischer Überschneidungen dürfte es Werksschließungen geben.