Nokia strebt Führungsrolle bei 5G-Wachstum an
Der neue Nokia-Chef Pekka Lundmark (Finnland) war von 1990-2000 schon einmal bei Nokia. Vor ihm liegen wichtige Entscheidungen.
Foto: Picture Alliance / dpa
Der ursprünglich finnische Netzausrüster Nokia will im neuen Jahr beim 5G-Mobilfunkstandard die Führungsrolle zurückerlangen. Es wird damit gerechnet, dass die Margen im Netzwerkgeschäft im kommenden Jahr bei etwa Null liegen, es langfristig aber deutliche Verbesserungen geben wird, wie der Netzwerkausrüster heute im finnischen Espoo mitteilte. Die Marge gibt an, wie viel Gewinn ein Geschäft bringt.
Nokia strebt Führungsrolle an
Der neue Nokia-Chef Pekka Lundmark (Finnland) war von 1990-2000 schon einmal bei Nokia. Vor ihm liegen wichtige Entscheidungen.
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Nokia zielt nach eigenen Angaben darauf ab, bei den Technologien in allen Geschäftssegmenten eine Führungsrolle einzunehmen, in denen Nokia aktiv sein will (oder kann). Nokias neuer Konzernchef Pekka Lundmark verwies darauf, dass die Welt großen Problemen begegne, etwa Umweltangelegenheiten, Ressourcenknappheit, Ungerechtigkeit und einem Stillstand der Produktivität. Technologie werde ein wichtiger Teil bei der Lösung solcher Probleme sein. "Wir positionieren Nokia als führend in einer sich verändernden Welt", erklärte er.
Nokia setzt auf Open RAN
Wie aus der heute veröffentlichten Aktualisierung der Unternehmensstrategie hervorgeht, will Nokia seine Produkte für die aktuelle Technik Open RAN und für virtuelle RAN entwickeln. Open RAN ist eine Art Architektur, die Betreibern erlaubt, Ausrüstung und Zubehör von verschiedenen Herstellern (Anbietern) zu nutzen. Das virtuelle RAN ist eine Software die auf "generischer" (= günstigere, bereits bekannte Standard-) Hardware (z.B. x86-PCs oder Server) läuft.
Lundmark treibt den Umbau des Telekommunikationsausrüsters voran, da die Einführung von drahtlosen Netzwerken der fünften Generation spürbar an Fahrt aufnimmt. Kurzfristige Rentabilität will er dabei opfern, um Anteile am 5G-Markt zu gewinnen, wo das finnische Unternehmen bei Verträgen schlecht abschneidet. So konnte Nokia Anfang des Jahres einen Auftrag von Verizon Communications (USA) nicht ergattern, dieser ging letztlich an den Konkurrenten Samsung Electronics.
Ausblick: 7 bis 10 Prozent Marge
Am Ausblick für 2021 ändert sich bei Nokia nichts: Der Konzern rechnet weiterhin mit einer bereinigten Marge von 7 bis 10 Prozent.
Branchenkenner hatten Nokia schon länger vorgeworfen, bestimmte Produkte und Technologien nicht oder nicht in der notwendigen Qualität liefern zu können. Das könnte an der Konsolidierung bei Nokia gelegen haben, da man bekanntlich den Konkurrenten Alcatel-Lucent übernommen hatte, der selbst noch die vorherige Fusion von Alcatel (Frankreich) und Lucent (USA) verdauen musste. Ferner hatte Nokia an der Integration von Siemens in Nokia (das Unternehmen hieß zeitweise Nokia-Siemens-Networks später Nokia Solutions Networks (NSN) zu knabbern.
Telekom hatte Nokia ausgelistet
Besonders bitter: In Deutschland hatte die Deutsche Telekom das Unternehmen Nokia aus seiner Lieferantenliste herausgenommen und Nokia-Technik gegen Material von Ericsson ausgewechselt. Ericsson hatte in Deutschland zuvor nur Mannesmann/Vodafone beliefern können.
Allerdings klagen Branchenkenner hinter vorgehaltener Hand, dass die Technik von Ericsson im Gegensatz zu Produkten von Huawei noch bestimmte Probleme bereite und noch nicht so ausgereift sei.
Open RAN ist Chance und Risiko zugleich
Durch die Open-RAN-Initiative, an der auch die Deutsche Telekom gemeinsam mit Orange (France Telecom) aktiv beteiligt ist, kommen verstärkt neue Spieler und Anbieter auf den Markt, die spezialisierte Hardware zu günstigeren Preisen in den Markt drücken können, was die kritische Situation für den "großen Tanker Nokia" verstärken könnte.
In Deutschland hat sich o2 unter anderem für NEC als Lieferanten für einen ersten Feld-Versuch mit Open RAN entschieden.