Telekom: Aktionäre bekommen 77 Cent pro Aktie
Bei einer Hauptversammlung treffen sich die Aktionäre eines Unternehmens, um die Berichte von Vorstand und Aufsichtsrat anzuhören und diesen Entlastung zu erteilen, über die Verwendung des Gewinns abzustimmen und ggfs. neue Personen in den Aufsichtsrat zu wählen.
Aktionärsversammlung - Gelegenheit Probleme zu lösen
Viele Aktionäre nutzten die Gelegenheit ihre persönlichen Probleme vom Kundenservice im Foyer des Konferenzzentrums lösen zu lassen.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Aktionäre (und Kunden) der Telekom mit Fragen oder Problemen an ihrem Telekom-Produkt konnte im Foyer in einem extra dafür eingerichteten Kundenzentrum geholfen werden. Oft sind das komplexe Probleme, die im ersten oder zweiten Anlauf bei der Hotline oder im Laden nicht gelöst werden konnten.
3.609.384.931 Stückaktien vertreten
Da jeder Aktionär auf Wunsch und nach Voranmeldung Rederecht hat, kommen neben den kritischen Stimmen von institutionellen Anlegern auch Einzelaktionäre oder Gruppen zu Wort, die man im Alltag sonst gar nicht so wahr nimmt.
Viele Beiträge waren sehr auf finanzwirtschaftliche Fakten konzentriert und mit vielen Fragen nach Details gespickt. Es gab viel Kritik, einige Zustimmung, aber auch die Forderung, den Gewinn sozialen Zwecken zuzuführen.
167 Prozent Rendite - Ratten im Telekom Laden?
Die T-Aktie habe 167 Prozent Rendite erzielt, seit Tim Höttges im Amt sei, der DAX habe in dieser Zeit nur 96 Prozent geschafft und die gesamte TK-Branche in der EU nur 12 Prozent, rechnete ein institutioneller Anleger vor.
Ein Einzel-Aktionär bemängelte, dass es in einem T-Laden in Bremen Ratten gäbe. Das Backoffice-Team des Vorstandes bestätigte, dass es im Gebäude ein Problem gegeben habe, der Laden selbst davon nicht betroffen sei.
Wenn eine Demo nicht gleich funktioniert
Die Demonstration des KI/AI-Telefons klappte nicht an Anhieb, aber die Produktmanagerin war gut vorbereitet.
Deutsche Telekom / Thomas Ollendorf
Tim Höttges stellte gemeinsam mit der Produktmanagerin Lisa Neunkirchen das bereits Barcelona gezeigte Concept-AI-Phone, das völlig auf Apps verzichtet, vor.
Die Aufgabe: Ein Nutzer möchte ein Geschenk für den Dackel eines Freundes, das aber "magenta" sein muss. Das Telefon wurde mit englischen Sprachbefehlen gefüttert - nur die Antwort kam nicht (rechtzeitig). Managerin Lara zog - gut vorbereitet - ein zweites Handy aus der Tasche und hatte dort das Ergebnis bereits erhalten.
In der späteren Aussprache bemängelte ein Aktionär den Verlust seiner geliebten Apps, sollte dieses AI-Phone Wirklichkeit werden.
Höttges: Einfaches Konzept
Hat klare Vorstellungen: Telekom Chef Tim Höttges
Deutsche Telekom AG / Norbert Ittermann
Höttges erklärte im Rahmen seines Vortrags sein mit Grunde einfaches Konzept: "Wir müssen investieren, dann sind Kunden von uns überzeugt. Dann steigt Umsatz, dann steigt das Ergebnis, und wir haben mehr Geld für neues Investment. So einfach ist die Telekom."
Er habe in den letzten 10 Jahren 173 Mrd. EUR investiert. Das Ergebnis: "Wir gewinnen mehr Kunden als andere, in USA und Europa. Alleine 7,6 Mio Neukunden im Mobilfunk nannte er als Zahl, die Telekom verbinde 300 Millionen Kunden weltweit und die Größe macht es leichter.
Nebenkostenprivileg kann 12,5 Millionen neue Kunden bringen
Durch den Wegfall des Nebenkostenprivilegs würden erstmalig 12,5 Millionen Kunden erreichbar. Höttges lobte die Regulierung und sieht neues Potenzial für die Glasfaser.
1,3 Milliarden Dividende aus USA
Als Beispiel führte erneut die Fusion von T-Mobile USA mit Sprint US an. Man habe mit Synergien von etwa 6 Milliarden US-Dollar gerechnet, aktuell seien es bereits 8 Milliarden US-Dollar - pro Jahr. Die bereits erwähnte Dividende von T-Mobile USA brachte der Mutter Deutsche Telekom letztes Jahr 375 Millionen und dieses Jahr werden es etwa 1,4 Milliarden US-Dollar (1,3 Milliarden Euro) sein.
USA kann auch von Deutschland lernen
Nicht alleine die USA ist auf allen Sektoren führend. Die Deutsche Telekom führe bei Geschäftskunden in Deutschland und Europa, in den USA aber noch nicht. Das deutsche Angebot "Mobilfunk und Festnetz aus einer Hand" gebe es in den USA noch nicht. Hier könne T-Mobile US von der Erfahrung in Deutschland profitieren.
Zukunft braucht Infrastruktur
Die Zukunft so Höttges, brauche Infrastruktur das sei der Kern der Telekom. Man stehe immer unter dem Druck von alten und neuen Wettbewerbern, werde aber Tempo halten, egal welche "Lautstärke drumherum" angestimmt werde.
"1&1: Ein riesiges Funkloch"
Beim Netzausbau der Konkurrenz sieht Höttges Defizite. "Den vierten Netzbetreiber halten wir für falsch." Teures Spektrum werde noch knapper, weil "keine einzige Antenne mehr gebaut wird." Der neue Netzbetreiber 1&1 besitze viele Frequenzen, nutze sie aber praktisch gar nicht, das Mobilfunknetz von 1&1 sei ein "riesiges Funkloch".
Nach wie vor: Bürokratische Hürden
Der Mobilfunk sei mit 5G in der Zukunft angekommen aber es gebe nach wie vor riesige bürokratische Hürden, um bauen zu können. Höttges brachte es auf folgende Formel: "Kiffen ist erlaubt, aber Mobilfunk bauen wir nicht."
Höttges erinnerte dann, dass Nokia Weltmarktführer war, "dann kam das iPhone. Der Rest ist Geschichte." Die Telekom müsse sich immer wieder neu erfinden.
Eigenes Sprachmodell für KI
Die Telekom hat ein eigenes Sprachmodell entwickelt. Das soll "so sprechen, wie die Telekom mit Kunden spricht", kündigte Höttges an, das Large Language Model werde gemeinsam mit SK-Telecom (Korea) und Singtel (Singapur) entwickelt.
T-Systems bringt positiven Beitrag
Das Sorgenkind T-System sei eigentlich "viel zu klein", das klassische Geschäfte schrumpfe. Die Vorgabe, dass jedes Unternehmen im Telekom-Konzern einen positiven Beitrag abliefern müsse, sei auch bei T-System unter ihrem neuen Chef Dr. Ferri Abolhassan gelungen. T-Systems konzentriere sich auf zwei Märkte: Die Cloud und digitale Lösungen für Unternehmen.
Da gibt es durchaus Erfolge: Die Autoindustrie brauche absolut fehlerfreie Teile für die Batterieherstellung. Bei jedem Fehler würde es "krachen". "Die KI von T-Systems kann das prüfen."
Bei der Krebserkennung werden von der KI Bilder betrachtet, die Hinweise an den befundenden Arzt gibt und ihm somit hilft, damit wesentliche Details nicht übersehen werden. "KI macht Leben sicherer leichter und ... länger."
Altersdurchschnitt sinkt
Die Telekom sei ein Mehrgenerationen-Unternehmen, der Altersdurchschnitt von fast 50 auf jetzt 41,4 Jahre gesunken.
Am Rande wurde bekannt, dass der Vertrag mit Deutschland-Chef Srini Gopalan um weitere 5 Jahre verlängert wurde.
Marathon Sitzung - alle Anträge angenommen
Der Chef und sein Chef: Telekom Chef Tim Höttges und Telekom-Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Frank Appel (rechts)
Deutsche Telekom / Fotograf: Juergen Schwarz
Am Ende der langen Tagesordnung wurde abgestimmt. Alle Vorschläge des Aufsichtsrates wurden - trotz einigen Gegenanträgen - mit überwältigender Mehrheit von 93 - 99 Prozent der stimmberechtigten Aktien angenommen.
Aktionäre können sich nun definitiv über eine Dividende von 77 Cent pro Aktie freuen, was in Summe ein Betrag von 3.716.544.382,42 Euro ergibt. Insgesamt wurden 4.969.543.758 Stückaktien ausgegeben.
Vorstandes und Aufsichtsrat wurden mit 99,46 Prozent bzw. 93,51 Prozent der anwesenden Stimmberechtigten entlastet. Der Unternehmer Lars Hinrichs (einst Gründer der Online-Plattform OpenBC, heute xing.com) wurde mit 99,26 Prozent und Karl-Heinz Streibich (einst Chef der Software AG) mit 93,93 Prozent in den Aufsichtsrat gewählt. Dabei hat jede bei der Hauptversammlung registrierte Aktie eine Stimme.
Gegen 19 Uhr war die Hauptversammlung dann beendet.
Über den ersten Teil der Versammlung haben wir hier berichtet.