Berlusconi: ProSiebenSat.1 soll Beteiligungen verkaufen
Am 30. April lädt die ProSiebenSat.1 Media SE zur diesjährigen Aktionärshauptversammlung ein, und dabei setzt der italienische Großaktionär Media For Europe (MFE) schon vorab zwei mehr als relevante Tagesordnungspunkte auf die Agenda.
Kehrtwende zum Kerngeschäft
Konkret soll den Aktionären ein Antrag über die Abspaltung nicht relevanter Beteiligungsverhältnisse vorgelegt werden. ProSiebenSat.1-Aktionäre erhalten die Möglichkeit, auf der Hauptversammlung über einen "Beschluss zur Vorbereitung eines Abspaltungs- und Übernahmevertrags nach § 83 Abs. 1 AktG" abzustimmen. Wäre eine entsprechende Abstimmung erfolgreich, müsste sich das Management damit auseinandersetzen.
Dass es unter den relevanten Aktionären von ProSiebenSat.1 Mehrheiten für eine Fokussierung auf das Kerngeschäft und eine Abspaltung von Randbeteiligungen gibt, ist nicht unwahrscheinlich. Auch der tschechische Großaktionär PPF Group dürfte eine ähnliche Auffassung vertreten, selbst wenn die strategischen Pläne zwischen beiden Unternehmen nicht deckungsgleich sind.
Berlusconi-Statthalterin Katharina Behrends übt scharfe Kritik an ProSiebenSat.1
Foto: Georg Hochmuth/APA
Kritik am Aufsichtsrat
Ein weiterer bedeutender Kritikpunkt von MFE bezieht sich auf die aktuelle Besetzung des Aufsichtsrats, wie der italienische Medienkonzern auf Anfrage unserer Redaktion nochmals unterstrich. "MFE ist der Auffassung, dass der Aufsichtsrat durch neue Mitglieder mit relevanter Erfahrung und Fähigkeiten verstärkt werden sollte, um neue strategische Impulse zu geben; MFE schlägt daher einen alternativen Kandidaten zur Wahl in den Aufsichtsrat sowie einen Ersatzkandidaten für ein bestehendes Mitglied des Aufsichtsrats vor."
Allem Anschein nach handelt es sich dabei wohl um einen Ersatzkandidaten für Prof. Dr. Rolf Nonnenmacher. MFE äußerte in der Vergangenheit deutliche Kritik an der bisherigen Kontrolltätigkeit des ProSiebenSat.1-Aufsichtsrats, insbesondere auch im Zusammenhang mit den strafrechtlich relevanten Vorgängen rund um die Beteiligung am Gutscheinportal Jochen Schweizer.
Weitere Kooperationen offen
Auf Anfrage unserer Redaktion zeigte sich MFE außerdem weiterhin skeptisch zu bisherigen Aussagen des Managements mit Blick auf die Fokussierung in Richtung Kerngeschäft. Zwar werde dies seit längerer Zeit angekündigt, bislang habe sich aber dazu wenig bewegt. Es sieht somit danach aus, als wollen die Italiener Nägel mit Köpfen machen, selbst wenn eine Übernahme von ProSiebenSat.1 zumindest vorerst nicht auf der Agenda steht. Diese wäre wohl auch nur möglich, wenn sich ProSiebenSat.1 tatsächlich von den nicht relevanten Randbeteiligungen trennt.
Offen zeigt sich MFE bei möglichen Kooperationen mit Blick auf Inhalte. So sei es nachvollziehbar, dass italienische Inhalte vermutlich nicht ohne Weiteres auf den deutschen TV-Markt übertragbar sein. Mit der gebündelten Kraft einer europäischen Mediengruppe seien aber größere gemeinsame Produktionen denkbar, die die Unternehmen bisher nicht alleine stemmen können. Hier verweist man wiederum auf die US-Konkurrenz im Streaming, welche ihre Inhalte ebenfalls für globale Märkte produziert.
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