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Da müsste mehr erklärt werden


22.03.2024 13:33 - Gestartet von wolfbln
2x geändert, zuletzt am 22.03.2024 13:45
Also die Pro7Sat.1 AG soll laut ihren Mehrheitseignern in Italien und Tschechien jetzt Beteiligungen außerhalb des Kerngeschäfts verkaufen.

Während sich der Teltarif Leser das Kerngeschäft von Pro7 oder Sat.1 noch vorstellen kann, sollte der Artikel zumindest nennen, um was es sich da handelt.

Das sind "Lifestyle" Marken wie Jochen Schweizer, das Vergleichsportal Verivox (in dem viele ähnliche Seiten wie teltarif aufgegangen sind), aber auch die Beauty Marke flaconi oder die Sexspielzeugmarke Amorelie. Daneben haben sie noch 2 Datingportale mit ElitePartner und Parship.

Idee des Zukaufs war es damals, dass diese Portale durch Werbezeit auf den Sendern beworben werden und dadurch ihre Bekanntheit und Reichweite verstärkt werden würde. Eine Win-win Situation also.

Problem dabei ist, dass Portale wie Verivox höchst rentabel sind und zuletzt bessere Ergebnisse abwerfen als das Kerngeschäft mit TV-Produktionen.

Wenn man die Peripherie nun abstößt bleibt nur die Entertainment und TV-Sparte übrig, die zur Zeit deutlich Miese macht.

In diesen Zusammenhang halte ich einen Verkauf für sehr problematisch. Er dient zwar dazu kurzfristige Löcher zu stopfen, ersetzt aber keine langfristige Strategie für das krieselnde Kerngeschäft.

Es ist so wie bei Karstadt vor 10-20 Jahren. Ob man sich an den Unternehmen wirklich beteiligen muss, die branchenfremd sind wie damals bei Karstadt etwa Starbucks Germany, ist durchaus diskutabel. Aber wenn sie dann schon erfolgreicher werden, als das Kerngeschäft, sie einfach abzugeben, läutete das Ende ein, erst für die Marke Karstadt und inzwischen auch für das ganze Verkaufsmodell Kaufhaus.

Hoffentlich kommt es nicht so bei Pro7Sat.1, denn privates lineares Fernsehen ist generell in der Krise in Deutschland, ähnlich wie der deutsche PayTV Markt (Sky) durch die zumeist US-amerikanischen Streaming-Konzerne.
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[1] Dick Jones antwortet auf wolfbln
22.03.2024 15:05

einmal geändert am 22.03.2024 15:06
Ob das Geschäft mit Dildos und Parfüm Geld abwirft oder nicht ist doch vollkommen irrelevant. Die italienischen Mehrheitseigentümer wollen damit nichts am Hut haben, was auch völlig nachvollziehbar ist. Und überhaupt, wie kaputt ist der deutsche TV-Markt, wenn man sich nur noch mit solchen Geschäften refinanzieren kann? Da ist doch in der Branche mächtig was faul. Ich stelle mir die Frage, wie sich die ÖRRs ohne zehn Milliarden Rundfunkbeitrag nur aus Werbung refinanzieren würden. Solche gigantischen Summen spielt man ja sonst nur noch mit illegalen Mitteln wie Drogenhandel im großen Stil ein.

Benutzer wolfbln schrieb:

In diesen Zusammenhang halte ich einen Verkauf für sehr problematisch. Er dient zwar dazu kurzfristige Löcher zu stopfen, ersetzt aber keine langfristige Strategie für das krieselnde Kerngeschäft.

Es ist so wie bei Karstadt vor 10-20 Jahren. Ob man sich an den Unternehmen wirklich beteiligen muss, die branchenfremd sind wie damals bei Karstadt etwa Starbucks Germany, ist durchaus diskutabel. Aber wenn sie dann schon erfolgreicher werden, als das Kerngeschäft, sie einfach abzugeben, läutete das Ende ein, erst für die Marke Karstadt und inzwischen auch für das ganze Verkaufsmodell Kaufhaus.

Hoffentlich kommt es nicht so bei Pro7Sat.1, denn privates lineares Fernsehen ist generell in der Krise in Deutschland, ähnlich wie der deutsche PayTV Markt (Sky) durch die zumeist
US-amerikanischen Streaming-Konzerne.
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[1.1] wolfbln antwortet auf Dick Jones
22.03.2024 15:23

einmal geändert am 22.03.2024 15:28
Benutzer Dick Jones schrieb:
Ob das Geschäft mit Dildos und Parfüm Geld abwirft oder nicht ist doch vollkommen irrelevant. Die italienischen Mehrheitseigentümer wollen damit nichts am Hut haben, was auch völlig nachvollziehbar ist. Und überhaupt, wie kaputt ist der deutsche TV-Markt, wenn man sich nur noch mit solchen Geschäften refinanzieren kann? Da ist doch in der Branche mächtig was faul. Ich stelle mir die Frage, wie sich die ÖRRs ohne zehn Milliarden Rundfunkbeitrag nur aus Werbung refinanzieren würden. Solche gigantischen Summen spielt man ja sonst nur noch mit illegalen Mitteln wie Drogenhandel im großen Stil ein.

Nun, du darfst nicht vergessen, dass der italienische Berlusconi-TV Konzern Mediaset auch das hierzulande bei RTL abgespielte Format Tutti Frutti "entwickelte", also Dildos und Parfums passen da schon ganz gut dazu.

Die Idee diese Firmenteile zu bewerben und damit zu hypen ist ja nicht ganz falsch. Check24 als Verivox-Konkurrent muss teuer Werbezeit einkaufen, um als Vergleichsportal die gleiche Aufmerksamkeit und Bekanntheit zu erlangen. Und der Grund, warum sich ElitePartner und Parship als Datingportale so breit durchgesetzt haben, sollte auch darin liegen.

Das private TV steht doch nicht nur in Deutschland in der Krise, wo die öffentliche-rechtlichen Systeme stark sind. Haben Mediaset in Italien höhere Quoten als die RAI oder Mediaset Espana mit Telecinco und Quarto höhere als die RTVE, gehts ihnen auch nicht besser. Bei uns kommt zu den ÖR noch ein weiterer mindestens ebenso starker Konkurrent mit der RTL Gruppe. Darum immer nur die ÖR für alles verantwortlich machen, trifft den Punkt nicht.

Der lineare TV Markt verkleinert sich halt durch die veränderten Sehgewohnheiten. Dadurch wird auch der Werbekuchen kleiner und damit die einzige Finanzierungsmöglichkeit der Privaten. Man kann jetzt europäisieren, als eine Strategie, wie es Mediaset plant. Das klappt aber nur bei größeren Filmen oder Serien, nicht bei Unterhaltungsshows. Die können zwar ausländische Formate haben, müssen aber mit deutschen Cast und Kandidaten produziert werden.

Ich kann diese Shows im Privat-TV etwa nur noch ertragen im zeitversetzen TV z.B. über Zattoo CH, wo ich auch vorspringen kann und dadurch die Werbeblöcke überspringe. Dann kann man das manchmal durchaus anschauen, aber sicher nicht im Geiste des Erfinders.

Daher sollte Pro7Sat.1 zunächst am Konzept feilen. Wie können sie Formate gegen die öffentlich-rechtlichen, RTL & Co. und gegen die Streamingportale stellen, die erfolgreich sind. Die Zusammenarbeit mit Stefan Raab und Brainpool zeigte ja einen Weg, das Abnudeln US-amerikanischer Stangenware eher nicht. Dazu kamen falsche technische Entscheidungen wie der Rückzug aus DVB-T oder etwa die Nichtverbreitung von HD ohne Zusatzgebühren.
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[1.1.1] Dick Jones antwortet auf wolfbln
22.03.2024 15:31
Also Fakt ist mal, dass der ÖRR den Privaten schon von Anbeginn an in den 80ern das Wasser abgräbt. Der Wettbewerb zwischen ÖRR und Privaten ist von Grund auf unfair. Es ist einfach ein Witz, dass die Einen pro Jahr 10 Milliarden vom Beitragszahler reingedrückt bekommen (übrigens auch noch Werbung vermarkten sowie mit ARD+ zusätzlich abkassieren) und die anderen dann mal schauen können, wie sie auf einem immer kleineren Werbemarkt existieren + auch noch mit den dicken amerikanischen Streamern konkurrieren müssen. In einem fairen System müssten alle die gleichen Ausgangsbedingungen haben. Es sieht ja fast danach aus, als wenn man das Privatfernsehen absichtlich kaputt machen will. Vielen ist schon das zu viel Meinungsvielfalt.

Benutzer wolfbln schrieb:

Das private TV steht doch nicht nur in Deutschland in der Krise, wo die öffentliche-rechtlichen Systeme stark sind. Haben Mediaset in Italien höhere Quoten als die RAI oder Mediaset Espana mit Telecinco und Quarto höhere als die RTVE, gehts ihnen auch nicht besser. Bei uns kommt zu den ÖR noch ein weiterer mindestens ebenso starker Konkurrent mit der RTL Gruppe. Darum immer nur die ÖR für alles verantwortlich machen,
trifft den Punkt nicht.
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[2] HabeHandy antwortet auf wolfbln
22.03.2024 15:11
Benutzer wolfbln schrieb:

Problem dabei ist, dass Portale wie Verivox höchst rentabel sind und zuletzt bessere Ergebnisse abwerfen als das Kerngeschäft mit TV-Produktionen.

Wenn man die Peripherie nun abstößt bleibt nur die Entertainment und TV-Sparte übrig, die zur Zeit deutlich Miese macht.
Darum alles verkaufen was wertvoll ist und die Einnahmen an die Anteilseigner ausschütten. Anschließend das Kerngeschäft abwickeln/verramschen.
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[2.1] wolfbln antwortet auf HabeHandy
22.03.2024 15:32

einmal geändert am 22.03.2024 15:38
Benutzer HabeHandy schrieb:
Benutzer wolfbln schrieb:

Problem dabei ist, dass Portale wie Verivox höchst rentabel sind und zuletzt bessere Ergebnisse abwerfen als das Kerngeschäft mit TV-Produktionen.

Wenn man die Peripherie nun abstößt bleibt nur die Entertainment und TV-Sparte übrig, die zur Zeit deutlich Miese macht.
Darum alles verkaufen was wertvoll ist und die Einnahmen an die Anteilseigner ausschütten. Anschließend das Kerngeschäft abwickeln/verramschen.

Genau das befürchte ich. Hätte nie gedacht, dass ich mir mal Leo Kirch als Ursprung des Konzerns zurückwünsche. Aber er stand jedenfalls dazu, was er tat und fiel auch persönlich damit. Der Aufstieg von Kirch beweist auch die These von Dick Jones als falsch, wonach es in den 80ern eine systematische Diskrminierung des privaten TVs gab. Ganz im Gegenteil: Kohl und die CDU haben Sat.1 und Leo Kirch gepusht als Alternative zum "linken" öffentlich-rechtlichen. Nebenbei auch Kupfer vor Glas gesetzt, was uns bis heute verfolgt.
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[2.1.1] Dick Jones antwortet auf wolfbln
22.03.2024 15:57
Kirch war in erster Linie Filmhändler und seine Sender sowieso nur Abspielstationen der ohnehin vorhandenen Filmbibliothek. Der erste wirklich relevante Privatsender war dann RTLplus bzw. das "erste" Tele 5 von Berlusconi nach Musicbox. Die Privaten wurden immer diskriminiert, im Prinzip sollte es anfangs überhaupt kein Privatfernsehen geben. Im roten NRW lief das ja auch mit dem Radio ähnlich, da hat man sich Jahrzehnte erfolgreich gegen Privatradio gesperrt. Die ersten landesweiten Privatsender sind gerade erst in den letzten Jahren mit NRW1 und Antenne NRW auf Sendung gegangen.

Benutzer wolfbln schrieb:

Genau das befürchte ich. Hätte nie gedacht, dass ich mir mal Leo Kirch als Ursprung des Konzerns zurückwünsche. Aber er stand jedenfalls dazu, was er tat und fiel auch persönlich damit. Der Aufstieg von Kirch beweist auch die These von Dick Jones als falsch, wonach es in den 80ern eine systematische Diskrminierung des privaten TVs gab. Ganz im Gegenteil: Kohl und die CDU haben Sat.1 und Leo Kirch gepusht als Alternative zum "linken" öffentlich-rechtlichen. Nebenbei auch Kupfer vor
Glas gesetzt, was uns bis heute verfolgt.
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[2.1.2] Mitten drin statt nur dabei
trollator antwortet auf wolfbln
22.03.2024 18:41
Benutzer wolfbln schrieb:
Nebenbei auch Kupfer vor Glas gesetzt, was uns bis heute verfolgt.

Zitat

Go und stop
Verpaßt die deutsche Wirtschaft den Anschluß an die Datenautobahnen der Zukunft?
29.05.1994, 13.00 Uhr aus DER SPIEGEL 22/1994

https://www.spiegel.de/wirtschaft/go-und-stop-a-4c2ab1c2-0002-0001-0000-000013685132

Und hier als oTon.

https://www.youtube.com/watch?v=kAfSF-y8Y4U


https://finviz.com/quote.ashx?t=MSFT&p=m

Joa :-)