Handy-Glotze

Neue Studie bewertet Handy-TV sehr optimistisch

Goldmedia erwartet ein hohes Umsatzpotenzial
Von Marie-Anne Winter

Trotz aller Verzögerungen und Unsicherheiten prognostiziert Goldmedia für Fernsehen auf dem Handy in der aktuellen Mobile-TV-Studie [Link entfernt] ein beachtliches Umsatzpotenzial: Das Handyfernsehen könnte in Deutschland im Jahr 2012 einen Umsatz von 655 Millionen Euro erzielen und damit zu einem wichtigen Eckpfeiler der Medienbranche werden. Auf dem Weg zum kommerziellen Marktstart sind aber noch einige Hürden zu nehmen. Erst in den vergangenen Wochen endeten bei der Bundesnetzagentur und bei den Landesmedienanstalten die Ausschreibungsfristen für den Handy-TV-Standard DVB-H. Beworben haben sich zahlreiche Unternehmen, darunter Inhalte- und Mobilfunkanbieter sowie unabhängige Plattformbetreiber.

Basis der Goldmedia-Prognose sind aktuelle Ergebnisse der Markt- und Nutzerforschung und erste Erfahrungen kommerzieller Angebote im Ausland. Goldmedia geht in den Analysen von einem kommerziellen Start unter Beteiligung von marktführenden Unternehmen aus dem Content- und Mobilfunkbereich bis Mitte 2008 aus und setzt voraus, dass sich die Akteure zeitnah auf ein tragfähiges Geschäftsmodell einigen. Kommt es in dem sehr komplexen Verfahren der Frequenz- und Kapazitätsvergabe für Mobile-TV in Deutschland jedoch zu weiteren Verzögerungen, würde auch die Umsatzentwicklung entsprechend gebremst.

Potenzial für Bezahlfernsehen vorhanden

Auch in einem von Free-TV geprägten deutschen Fernsehmarkt sieht Goldmedia reelle Chancen, für Mobile-TV ein anmelde- und zahlungsbasiertes Geschäftsmodell zu etablieren. Anders als im Internet oder im klassischen Fernsehen sei der Mobilfunknutzer gewohnt, für Dienste zu zahlen. Ergebnisse der Nutzerforschung in entsprechenden Testläufen sollen belegen, dass es für Handy-TV in Deutschland eine hohe Zahlungsbereitschaft von durchschnittlich 7,50 Euro pro Monat gebe.

Dass die gegenwärtigen rundfunkbasierten Mobile-TV-Angebote noch wenig Resonanz haben, ist vor allem zwei Faktoren geschuldet: Zum einen sind bislang nicht alle führenden Contentmarken im Programmangebot vertreten und zum anderen ist das Engagement der großen Mobilfunknetzbetreiber bei der Vermarktung nicht gegeben. Goldmedia-Consultant und Autor der Studie Michael Schmid unterstreicht: Der ökonomische Markterfolg von rundfunkbasiertem Mobile-TV setzt zwei Dinge ganz klar voraus: Ein vielfältiges Programmangebot mit attraktiven Content-Marken sowie deren Vertrieb durch die großen Mobilfunkkonzerne unter Nutzung der führenden Endgeräte-Marken.

Worst und Best Case gehen sehr auseinander

In Abhängigkeit von der Art der Geschäftsmodelle, des konkreten Marktstarts und der beteiligten Akteure entwirft Goldmedia in der aktuellen Studie Mobile-TV 2012 verschiedene Entwicklungsszenarien: Im Best Case prognostiziert Goldmedia für Mobile-TV in Deutschland im Jahr 2012 einen Umsatz von über 900 Millionen Euro, im Worst Case dagegen werden es weniger als 200 Millionen Euro sein.

Ein Blick auf andere Medien verdeutlicht die Entwicklungsdimensionen dieser jungen Branche: Die im so genannten Realistic Case für 2012 angenommenen 655 Millionen Euro Umsatz entsprächen bereits rund einem Fünftel der Nettowerbeumsätze, die heute im Fernsehen erzielt werden (2006: 4,1 Milliarden Euro). Die Mobile-TV-Umsätze 2012 würden bereits ungefähr den heutigen Netto-Werbeeinnahmen im Hörfunk (2006: 680 Millionen Euro) gleichen. In den genannten Gesamtumsätzen für Mobile TV sind auch alle zusätzlichen transaktionsbedingten Erlöse der Nutzer enthalten.

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