Abmahnung

Flatrate-Angebote nicht für Vielnutzer gedacht?

Risiken und Nebenwirkungen der Arcor-Telefon-Flatrate
Von Marie-Anne Winter

Der Kampf um neue Kunden hat unter den Telefonanbietern eine Preisspirale in Gang gesetzt, die manchen Wettbewerber dazu treibt, Angebote zu machen, die sich nicht mehr rechnen, wenn die Kunden sie tatsächlich so benutzen, wie in der Werbung suggeriert wird. Dazu gehören auch genannte Flatrate-Angebote, bei denen die Kunden zum monatlichen Pauschalpreis so viel telefonieren können, wie sie möchten. In der Regel buchen auch viele Menschen solche Pauschalangebote, die eigentlich gar nicht so viel telefonieren, aber eine gewisse Sicherheit wünschen, dass bei der monatlichen Telefonrechnung keine böse Überraschung auf sie zu kommt. Auf diese Weise rechnen sich solche Angebote auch für die Anbieter. Wenn die Flatrate aber tatsächlich als solche genutzt wird und der Nutzer sehr viel telefoniert, zahlen die Anbieter am Ende drauf.

Daher kommt es immer wieder zu Beschwerden, weil Kunden, die viel telefonieren, dafür dann von ihrem Anbieter abgemahnt werden. Eine Flatrate ist offenbar nur dann flat, wenn sie nicht allzu sehr in Anspruch genommen wird. Beispielsweise wirbt die Nummer zwei auf dem deutschen Festnetz-Markt, Arcor, derzeit mit einem Flatrate-Angebot für Internet und Telefon für 34,95 Euro monatlich. Erweitert werden kann dieses Paket mit der Euro-Flat - Arcor-Kunden können damit zum Preis von 6,95 Euro monatlich in 12 EU-Länder ohne weiterer Kosten telefonieren. Mit der International-Flat, können Kunden zum Aufpreis 19,95 Euro im Monat sogar in 26 Länder flat telefonieren. Enthalten sind hierbei Festnetzgespräche unter anderem in die Türkei, nach Polen, Russland und in die USA. Das ist natürlich sehr günstig, wenn man tatsächlich häufig in diese Länder telefoniert. Wer aber allzu ausgiebig von diesen Angeboten Gebrauch macht, muss unter Umständen feststellen, dass er das Angebot vom unbegrenzten Telefonieren zum Pauschlapreis etwas zu wörtlich genommen hat.

Minutenbasierte Tarife für Vieltefonierer?

Auch die Berliner Zeitung berichtet heute über entsprechende Schreiben dieses Anbieters, die Flatrate-Kunden ins Haus geflattert seien. Darin teilte die Arcor-Kundenbetreuung mit: "Uns ist aufgefallen, dass Sie in außergewöhnlich hohem Maße telefonieren." Das lege den Schluss nahe, dass die Arcor-Leistungen nicht ausschließlich zur Abdeckung des privaten Telefonbedarfs und damit vertragswidrig genutzt würden. Wer so viel telefoniere, für den gebe es minutenbasierte Tarife. Nanu? Als Normalkunde geht man eigentlich davon aus, dass eine Flatrate gerade für Vieltelefonierer interessant sei. Weiter fordert Arcor in diesen Schreiben auf, dass Gesprächsvolumen ins Ausland erheblich zu reduzieren, ansonsten werde man die Extraoption umstellen.

Bei Arcor zieht man sich auf den Vorwurf zurück, dass ein Missbrauch der Angebote gelegentlich vorkomme, wenn Kunden ihre private Telefon-Flatrate für geschäftliche Zwecke benutzten, etwa in dem Dritten gegen ein geringes Entgeld ermöglicht werde, die Flatrate mit zu benutzen. Daher könne es auch passieren, dass ein ehrlicher Kunde, der einfach nur häufig ins Ausland telefoniere, einen solchen Brief erhalte. Wenn dieser aber schriftlich erkläre, wie die vielen Gespräche zustand kommen, sei die Sache aus der Welt. Die Frage bleibt, warum man bei einer Flatrate überhaupt erklären muss, warum man viel telefoniert. Doch auch andere Anbieter bedienen sich ähnlicher Methoden, um Vielnutzer in ihre Schranken zu weisen. So wurden erst kürzlich 200 DSL-Kunden von callando gekündigt, die entsprechende Angebote allzu exzessiv genutzt haben sollen.

Dass nicht immer Flatrate drin ist, wo auch Flatrate drauf steht, haben wir vor einiger Zeit schon einmal in einem Special für Sie zusammengestellt, in dem Sie weitere Informationen zu diesem Thema finden.