Kritik

Günter Wallraff fordert Verbot von Verkäufen per Telefon

Der Buchautor und Journalist kritisiert die Callcenter-Branche
Von Marie-Anne Winter

Der Buchautor und Journalist Günter Wallraff hat ein Gesetz zum Verbot von Verkäufen am Telefon gefordert. In der Phoenix-Sendung Im Dialog [Link entfernt] kritisierte er ungesetzliche Praktiken und Arbeitsbedingungen in der Call-Center-Branche. Dort gebe es Fälle von glasklarem Betrug, so Wallraff.

"Es ist ein Gewerbe, das ist so durchwachsen. Ich habe mit Staatsanwälten gesprochen, mit Leitern der Wirtschaftskriminalität - die kommen dem nicht bei. Die sind überlastet mit Anzeigen, die sich häufen. Und der Staat setzt dem nichts entgegen. Das ist eine Kapitulation." Weiter sagte Wallraff: "Es müsste eigentlich verdeckte Ermittler geben, die da reingehen. Es ist die Menschenwürde, Artikel 1 (des Grundgesetzes), hier in Frage gestellt. Ein ganz einfaches Gesetz müsste her: dass Verkäufe über Telefon nicht rechtskräftig sind. Nur damit wäre dem Ganzen der Boden entzogen."

Allerdings mache der Staat dies nicht, weil - so Wallraff - "er fast eine Milliarde im Jahr alleine über diese betrügerische SKL-Schiene (Wallraff meint die Süddeutsche Klassenlotterie) verdient." Wörtlich fügte Wallraff hinzu: "95 Prozent der SKL-Lose werden über Drückermethoden an den Mann gebracht." Auf die Frage, warum er zu den ursprünglichen Undercover-Methoden für seine Recherche zurückgekehrt sei, sagte der Buchautor. "Ich habe den Eindruck, es braucht mich wieder - ich werde gebraucht, die Zustände verlangen danach." Es gebe inzwischen den Abbau sozialer Rechte und Arbeitsbedingungen, "die sich fast bodenlos im Fall nach unten befinden. Und da habe ich eine Gelegenheit wahrgenommen."