Mode

Mein Handy spricht für mich

Auch bei Handys und MP3-Playern wird das Aussehen immer wichtiger
Von dpa / Björn Brodersen

Es ist noch nicht lange her, da kamen die meisten Fernseher in "Eiche rustikal" daher. Die schweren Kästen waren kaum zu heben, bekamen einen festen Platz in der dafür vorgesehenen Aussparung der Schrankwand und standen dort, bis die Bildröhre ihren Dienst versagte. Heute sind TV-Geräte, Mobiltelefone und MP3-Player begehrte Stilobjekte, mit denen zu Hause und unterwegs Geschmack demonstriert wird. Wer mit dem fünf Jahre alten Handy in der Tasche unterwegs ist, kann möglicherweise also nicht nur keine MMS empfangen - er ist auch stilmäßig von gestern.

"Verbraucher sehen gutes Design nicht mehr als Extra an, sondern als Selbstverständlichkeit", sagt Anja Kirig, Trendforscherin am Zukunftsinstitut in Kelkheim (Hessen). Die Qualitätsansprüche der Käufer beim Design seien gestiegen, und diese Entwicklung werde sich in Zukunft noch verstärken: "Neben der Funktionalität wird die Ästhetik immer wichtiger werden." Deshalb haben auch teure Modemarken mittlerweile Handys und USB-Sticks im Programm - wie teure Taschen sind Design-Handys heute ein Statement und sollen demonstrieren, wer up to date ist.

Geräte müssen aus der großen Masse herausstechen

Jörg Jelden vom Trendbüro in Hamburg nennt das den Beginn der "Upgrade-Gesellschaft": "Die Konsumenten wollen sich kontinuierlich verbessern, aufsteigen und ihre Lebensqualität erhöhen." Dafür sei typisch, dass besonders Artikel teurer Hersteller in den Wohnzimmern stehen oder ständiger Begleiter in der Hosentasche sind. Und um sich das leisten zu können, würden die Geräte immer häufiger gewechselt - wie die Kleidermode der Saison: Produkte werden also nicht mehr gehortet oder weggeworfen - es werde vielmehr verkauft, was durch Neues ersetzt wird.

Das gilt nach Ansicht der Experten besonders für kleine, vergleichsweise günstige Geräte wie Handys, MP3-Spieler oder USB-Sticks. "Diese kleinen Dinge unterliegen eher den Modetrends", sagt Veronika Hucke, Sprecherin von Philips in Hamburg. Wenn Pink nicht mehr modern ist, kann der Musikspieler gegen ein neueres Modell in einer anderen Farbe getauscht werden - und meist hat er im Folgejahr schon wieder bessere innere Werte.

Die müssen ohnehin stimmen. Aber MP3-Player und andere Geräte müssen heute auch außergewöhnlich aussehen oder spezielle innere Werte haben, um den Besitzer aus der großen Masse herausstechen zu lassen, sagt Jörg Jelden: "Je außergewöhnlicher und exklusiver das Produkt, desto eher wird es ein Lifestyle-Produkt."

Das Handy an sich ist kein Unterscheidungsmerkmal mehr

Statt unnötiger Extras benötigt ein Gerät heute eine "eingängige Bild- und Produktsprache", um erfolgreich zu sein - so formuliert es Trendforscherin Kirig: "Kein Unternehmen gewinnt heute mehr Kunden mit einem 08/15-Aussehen oder dem Abklatsch eines bereitsexistierenden Produkts." Erst ein ganz spezifisches Design mache ein technisches Gerät zu einem Lifestyle-Objekt.

Denn das Handy an sich sei mittlerweile kein Unterscheidungsmerkmal mehr, sagt Kirig. Wer vor 15 Jahren noch als cool galt, nur weil er überhaupt ein Mobiltelefon besaß, braucht heute mehr, um sich abzuheben. Schlechte Karten in Sachen Stil haben daher heute zum Beispiel Handy-Modelle von der Stange.

"Extravagantes Design, ein Luxus-Label, die neuesten technischen Zusatzfunktionen oder ein besonderes Format" sollten es schon sein, sagt Kirig. Und aus der Masse steche auch hervor, wer ein Handy besitzt, das sich "pimpen" - also aufmotzen - lässt. Denn wie ein Gürtel oder Schmuck das Outfit mit individuellen Tupfern versieht, erhält dadurch auch das Handy einen persönlichen Wert.