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Experte: Online-Spionage "alltäglicher Wahnsinn des Internet"

Chaos Computer Club kritisiert Vorstöße zur Onlinedurchsuchung
Von dpa / Ralf Trautmann

Die vermutlichen Spionage-Angriffe auf deutsche Regierungscomputer sind für Fachleute keine Überraschung. "Experten wissen schon lange, dass es solche Angriffe gibt", sagte der Viren-Experte Christoph Fischer heute der dpa. Auch chinesische Hacker seien stark vertreten. China soll auch hinter den Attacken auf Computer des Kanzleramtes und drei Ministerien stecken. Fischer sagte, heute vergehe kein Tag mehr, an dem nicht jeder Internet-Nutzer mit sogenannten Trojaner-Programmen bombardiert werde. "Das ist der ganz alltägliche Wahnsinn des Internet."

Der Chaos Computer Club (CCC) geht davon aus, dass das Ausmaß der Online-Angriffe gar nicht genau abgeschätzt werden kann. "Es reicht nicht aus, zu beobachten, welche Daten aus- und eingehen", sagte Club-Sprecher Andy Müller-Maguhn. "Trojaner können auch Daten auf einem Computer manipulieren, ohne dass ein Anwender davon etwas mitbekommt." Nach Informationen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel wurden zahlreiche Computer des Kanzleramts sowie des Außen-, Wirtschafts- und Forschungsministeriums infiziert. Als besten Schutz empfahl Fischer, zwei Rechner zu nutzen: einen für das interne Netzwerk, den anderen für die Internet-Verbindung.

Der Chaos Computer Club betonte, die Vorfälle verdeutlichten, "auf welches Teufelszeug sich die Regierung mit dem Bundestrojaner eingelassen" habe. Club-Sprecher Müller-Maguhn bezog sich damit auf eine Initiative von Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU), Trojaner bei Online-Durchsuchungen von Computern im Rahmen der Terrorabwehr oder der Strafverfolgung einzusetzen. "Das sind Werkzeuge, die normalerweise von osteuropäischen Banden eingesetzt werden, um betrügerische Bankgeschäfte vorzunehmen."

Der Sprecher des Chaos Computer Clubs kritisierte in diesem Zusammenhang erneut, dass der Gesetzgeber im Zusammenhang mit der Bekämpfung der Computerkriminalität den Einsatz so genannter Hackertools unter Strafe gestellt habe. "Es stehen jetzt quasi keine legalen Werkzeuge mehr zur Verfügung, um Angriffe aus dem Internet wirksam abzuwehren." Zuvor hatten sich auch Fachverbände wie die Gesellschaft für Informatik gegen eine mögliche Kriminalisierung von Informatikern eingesetzt, die die Sicherheit eines Netzes auch durch den Einsatz von Hacker-Werkzeugen testen müssten.