Funk-Saurier

Telekom: Mit Fernsehtürmen in die Röhre schauen?

Die Großsaurier der Funk-Zeit werden langsam überflüssig
Von Marie-Anne Winter

In vielen Städten sind sie moderne Wahrzeichen und Anziehungspunkte für Touristen geworden, aber ihre große Zeit ist vorbei: Die Funktürme, die sich bis zu 368 Meter hoch in die Lüfte strecken. Mittlerweile sind Kabelverbindungen billiger als Funkübertragungen, einzelne Türme stehen bereits fast völlig leer. Die Deutsche Funkturm Gesellschaft (DFMG) muss nun umdenken - auch die Restaurants in luftiger Höhe drehen sich zum Teil nicht mehr.

Die Deutsche Telekom will ihre unübersehbaren, aber überflüssigen Immobilien am liebsten loswerden - seit März steht die Funkturmtochter mit 600 Mitarbeitern im März zum Verkauf. Laut Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) soll der Funkturmbetreiber bis zu einer Milliarde Euro wert sein - aber die Investoren sind zögerlich. Bisher wurde noch kein Gebot abgegeben.

Die 2002 gegründete Deutsche Funkturm Gesellschaft betreibt fast 22 000 Funkmasten. Darunter etwa 16 000 Mobilfunkantennen auf Hausdächern, über 6 000 mittelgroße Masten und fast 500 Großtürme, unter ihnen der Berliner Fernsehturm, der Münchner Olympiaturm oder der Kölner Colonia-Turm. Ein Verkauf dieser Anlagen würde die Bilanzen der Telekom spürbar entlasten. Dabei geht es nicht nur um die Türme selbst, auch Grundstücke und Technik gingen an den Käufer über. Vor allem aber sollen potenzielle Käufer auch den Betrieb der Netze übernehmen. Dazu gehört auch der Betrieb aller Masten für T-Mobile, das laut FTD bundesweit größte Mobilfunknetz.

Der Datenverkehr über Glasfaser habe Funkverbindungen abgelöst heißt es, das sei billiger, schneller und sicherer. Das ist auch der Telekom nicht entgangen, erst kürzlich verkaufte sie ihr Richtfunkgeschäft an den Telekomausrüster Ericsson. Garantien für eine weitere Nutzung der bisherigen Antennenstandorte, die auch für einen Verkauf der Funktürme hilfreich wären, wollte Ericsson aber nicht geben. Ein anderes Problem ist, dass keine neuen Anwendungen für die Funktürme in Aussicht sein. Allein von den drehbaren Restaurants, die zum Teil erst saniert werden müssen, könne kein Investor leben. Derzeit werden die Funktürme nur noch für die Ausstrahlung von Fernsehprogrammen, den Amateurfunk und vereinzelt für den Funkverkehr von Rettungsdiensten noch gebraucht. Selbst Telekom-Mitarbeiter sprechen von einem "Geschäft mit null Fantasie".

Denn Fakt ist, dass die Türme ein erhebliches Kapital binden und teuer im Unterhalt sind. Und nicht nur die Großsaurier der Funk-Zeit, auch die mittelgroßen Masten werden für immer weniger Aufgaben gebraucht. Und im Gegensatz zu den kultigen Hochbauten wie dem Fernsehturm auf dem berliner Alexanderplatz taugen sie nicht einmal als coole Location für Parties oder als Kulisse für Katastrophenfilme.