Themenspecial VoIP Versuch

Test: Internet-Telefonie über die analoge Telefonleitung

Manchmal steht einfach kein Internet-Breitbandanschluss zur Verfügung
Von Mark Beuster / Björn Brodersen

Außerdem wurden die Gespräche über das VoIP-übliche Protokoll SIP und - unter erschwerten Bedingungen - über das Asterisk-Protokoll IAX geführt, mit dem Internet-Telefonate auch hinter mehrfach abgesicherten Rechnern - beispielsweise im Firmennetzwerk oder hinter einer Firewall - möglich sind. Beim Telefonieren über das SIP-Protokoll müssen zunächst einige Einstellungen vorgenommen werden, bevor man den ersten Anruf starten kann. Zum Beispiel müssen einige Ports auf die IP-Adresse des Rechners mit dem installierten Softphone weitergeleitet werden. Beim IAX-Protokoll fällt dagegen auf, dass die Gegenseite - der IAX-Server beim VoIP-Provider - sehr sauber programmiert sein muss, sonst hat man später beim Telefonieren den Eindruck, dass IAX schlechter klingt als SIP.

Die Sprach-Codes im Vergleich

VoIP-Headset von Plantronics
Plantronics
Der Codec G729 liefert mit dem Softphone X-Pro bei entsprechender Bandbreite (56 kBit/s) wie erwartet die besten Resultate ab. Sackt die Datenübertragungsrate jedoch ab, bietet auch GSM noch respektable Ergebnisse. ILBC klingt sehr verwaschen, so dass der Gesprächspartner manchmal kaum zu verstehen ist. Die Freeware X-Lite schneidet deutlich schlechter ab als die Bezahlversion X-Pro von xten. Der Erlkönig kommt mit dem SIP-Protokoll nicht besonders gut zurecht, konnte dafür jedoch deutlich beim IAX-Protokoll punkten.

Aufgrund ihrer Programmierung können die genannten Softphones beispielsweise auf Reisen problemlos auf einem handelsüblichen USB-Stick mitgeführt werden. Auf einem Speicherstick mit einem Fassungsvermögen von 512 MB belegt ein solches Programm gerade mal ein Zehntel der Speicherplatzes. Auch in Internetcafés, die den Anschluss von USB-Sticks an die Rechner erlauben, kann man so kostengünstige VoIP-Telefonate nach Hause führen.

Klangliche Unterschiede zwischen den VoIP-Providern Purtel und bellshare ließen sich bei dieser Testanordnung nicht feststellen. Natürlich ist die Sprachqualität schlechter als über ISDN oder über den Breitbandcodec G711 A, aber immer noch ausreichend gut.

Unser Urteil

Gerade in Ländern, in denen es noch keine offenen oder zumindest günstigen WLAN-Hotspots gibt und auch noch kein UMTS-Netz ausgebaut ist, kann die VoIP-Telefonie über das Schmalband-Internet interessant sein. Wenn auch der Gesprächspartner zu Hause über den VoIP-Anschluss desselben Anbieters telefoniert, sind die Gespräche in der Regel - abgesehen von den Internetzugangs-oder Internetcafé-Nutzungskosten - gratis. Auch bei Gesprächen aus dem Ausland in das deutsche Fest- oder Mobilfunknetz bzw. bei Anrufen aus Deutschland ins Ausland kann man oftmals durch die Internet-Telefonie gegenüber herkömmlichen Festnetzgesprächen sparen.