Verfahren?

Arcor wirft Telekom Marktmissbrauch im DSL-Wettbewerb vor

Angeblich Verzögerungen bei TAL-Bereitstellung in "erheblichem Umfang"
Von dpa / Ralf Trautmann

Der Telekommunikations-Anbieter Arcor sieht sich von der Deutschen Telekom im Wettbewerb um DSL-Kunden behindert. Arcor beantragte am vergangenen Freitag bei der Bundesnetzagentur ein Missbrauchsverfahren gegen den Marktführer. Die Vodafone-Tochter wirft der Telekom vor, die Bereitstellung von Teilnehmer- Anschlussleitungen (TAL) in "erheblichem Umfang" zu verzögern, wie aus Unterlagen hervorgeht, die der Nachrichtenagentur dpa vorliegen. Sprecher von Arcor und der Netzagentur bestätigten heute den Missbrauchsantrag. Jetzt werde die Telekom um Stellungnahme gebeten, hieß es bei der Bonner Behörde.

Die TAL, auch "letzte Meile" genannt, mieten die Wettbewerber bei der Telekom an und sie ist wichtig vor allem für die Freischaltung neuer DSL-Kunden. Den Vereinbarungen zufolge soll die Telekom innerhalb von fünf Tagen die Aufträge der Wettbewerber bearbeiten. Arcor beschuldigt die Telekom in dem Missbrauchsantrag, die Fristen "dauerhaft" zu verletzten, da "seit Jahresanfang durchschnittlich mehr als jeder vierte TAL-Antrag 18 Tage von der Telekom nicht bearbeitet" werde.

Die Telekom wies die Vorwürfe zurück. "Wir können die Kritik nicht nachvollziehen, da unsere Bereitstellungszahlen auf konstant hohem Niveau liegen und im Zeitablauf sogar steigen." Die Absprachen für vertraglich vereinbarte TAL-Mengen würden erfüllt, allerdings halte sich nicht jeder Wettbewerber daran. Die Telekom muss gemäß den Verträgen pro Wettbewerber nur eine bestimmt Zahl von Anschlüssen bearbeiten.

In diesem Jahr ist die Zahl der TAL-Aufträge drastisch gestiegen - zum einen wegen des DSL-Booms, zum anderen wechseln immer mehr Kunden zwischen den Telekom-Konkurrenten. Da die Telekom Eigner der "letzten Meile" ist, muss jedes Mal ein Techniker des Bonner Konzerns ausrücken. Engpässe gibt es vor allem in Metropolen wie Berlin.

Um den Auftragseingang zu bewältigen, hat die Telekom bereits die Quoten für die Konkurrenten erhöht, wie etwa die Kölner QSC AG bestätigt. Mit zusätzlichen Ausgaben will das Unternehmen nun das Problem zumindest eindämmen. "Der T-Home-Vorstand hat in der vergangenen Woche bereits zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt, um Lastspitzen in der regionalen Bereitstellungssituation in den kommenden Wochen zu normalisieren", hieß es im Konzernumfeld.