Auftragsstau

Bundesnetzagentur: Telekom behindert DSL-Wettbewerb

Kurth appelliert an die Telekom, den Auftragsstau schnell abzuarbeiten
Von dpa / ddp / Marie-Anne Winter

Die Bundesnetzagentur sieht den Boom auf dem Breitbandmarkt durch Engpässe bei der Deutschen Telekom behindert. "Es gibt einen großen Auftragsstau bei der Bestellung der Teilnehmeranschlussleitung (TAL)", bestätigte der Präsident der Netzagentur, Matthias Kurth, heute in Bonn. Die TAL - auch "letzte Meile" genannt - wird von der Telekom gestellt und bildet den direkten Zugang zum Endkunden. Durch die hohe Nachfrage nach DSL-Anschlüssen kommt es zu Engpässen, weswegen Arcor und Telefónica wie berichtet Beschwerde eingelegt haben. Die Telekom weist die Vorwürfe zurück.

"Unabhängig von der Frage, ob hier eine Diskriminierung der Wettbewerber vorliegt, was wir zurzeit prüfen, appelliere ich an die Deutsche Telekom, den Auftragsstau so schnell wie möglich abzuarbeiten", sagte Kurth. Wechselbereite Kunden dürften nicht abgeschreckt werden.

Der Ex-Monopolist müsse hier die gleichen Anstrengungen unternehmen wie gegenüber seinen eigenen Kunden, forderte Kurth bei der Vorstellung des Tätigkeitsberichts der Netzagentur für dieses und das vergangene Jahr. Abhilfe soll nun eine Neuregelung der TAL-Vereinbarung schaffen. Derzeit liefen Gespräche mit den Unternehmen über einen Vorschlag der Telekom, sagte Kurth. Demnach sollen die Wettbewerber beim Marktführer frühzeitig ihren Bedarf an neuen Anschlüssen anmelden, der diese dann bereitstelle. Sollten die Maßgaben nicht eingehalten werden, dann drohen Geldstrafen. Dies gelte sowohl für die Wettbewerber wie auch für die Telekom, sagte Kurth. Der VATM begrüßte das Vorgehen: "Wir sind erfreut, dass Kurth das Problem schnell lösen will", sagte ein Verbandsvertreter.

Kurth: Ungeachtet der Engpässe zufrieden mit Entwicklung im Breitbandmarkt

Insgesamt zog der Chefregulierer aber eine positive Bilanz für die Entwicklung des Wettbewerbs in dieser Zeit. Hier seien "bemerkenswerte Erfolge" erzielt worden. Kurth verwies darauf, dass die Konkurrenten der Deutschen Telekom inzwischen mehr als 18 Prozent der Telefonanschlüsse stellen. Im Zukunftsmarkt der Breitbandverbindungen kämen sie sogar auf einen Anteil von fast einem Drittel. Etwa sechs Millionen DSL-Anschlüsse würden von alternativen Anbietern vollständig auf Basis eigener Netze oder über die Anmietung von Hausanschlüssen der Telekom angeboten, um die es bei dem von Kurth kritisierten Auftragsstau geht.

Weitere 20 Prozent der insgesamt fast 19 Millionen DSL-Anschlüsse in Deutschland entfallen auf Wiederverkäufer, die Produkte der Deutschen Telekom auf eigene Rechnung anbieten. Im europäischen Durchschnitt hat sich die Versorgung mit Breitbandanschlüssen nach Kurths Worten hierzulande damit stark verbessert. Im dritten Quartal 2007 seien mehr als 47 Prozent der Haushalte mit schnellen Verbindungen ins Internet ausgestattet gewesen. "Deutschland gehört damit hinsichtlich der Breitbandversorgung zu den führenden Flächenländern", sagte Kurth.