DSL-Auftragsstau

VATM: 100 000 DSL-Wechselkunden warten auf ihren Anschluss

Telefónica reicht Beschwerde bei der Bundesnetzagentur ein
Von Anja Zimmermann

Viele Kunden, die mit ihrem bestehenden DSL-Anschluss von der Deutschen Telekom zu einem alternativen Telekommunikationsanbieter wechseln, müssen zurzeit extrem lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Wie der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) ermittelte, stehen momentan 100 000 Kunden in der Warteschleife. Monatlich wechseln 300 000 Festnetzkunden von der Telekom zu einem alternativen Anbieter. Telefónica hat jetzt Beschwerde bei der Bundesnetzagentur eingelegt.

Gegenseitige Schuldzuweisungen

Nach Ansicht von Wolfgang Heer, Pressesprecher des VATM, gibt es für die aktuellen Verzögerungen keinen ersichtlichen Grund. Allerdings gebe es auch nichts, was die Betroffenen tun könnten, um die Anschluss-Neuschaltung zu beschleunigen. Bis dahin bleibe der Anschluss des Kunden bei dem alten Anbieter. Telekomsprecher Husam Azrak schloss dagegen jede bewusste Diskriminierung seitens der Telekom aus. Die Zahl von 100 000 wartenden Kunden hält er für übertrieben. Betroffenen Kunden rät er, bei dem jeweiligen Vertragspartner nachzufragen, warum es diese Verzögerungen gebe. Die Kunden sollten sich hier jedoch nicht mit der lapidaren Antwort "Die Telekom will nicht" abspeisen lassen, sondern sich genau erklären lassen, wo das Problem liege.

Azrak warf den Wettbewerbern dagegen vor, sie würden zu knapp kalkulieren. Die Telekom stelle den konkurrierenden Anbietern monatlich mehr Anschlüsse zur Verfügung als vertraglich vereinbart sei, erklärte er. Die alternativen Anbieter müssen zwei Monate vor Beginn eines neuen Quartals die zu erwartenden Anschluss-Zahlen bei der Telekom anmelden.

Telefónica reicht Beschwerde ein

Unterdessen hat der Telefónica-Konzern wie bereits angekündigt bei der Bundesnetzagentur offiziell Beschwerde gegen die Deutsche Telekom eingelegt. Damit wolle die spanische Telefongesellschaft erreichen, dass die Telekom mehr Telefonanschlüsse für wechselwillige Verbraucher freischalten müsse. Doch die Medaille hat zwei Seiten: Ein Vorschlag der Bundesnetzagentur sieht vor, nicht nur bei nicht gerechtfertigten Verzögerungen Vertragsstrafen gegen die Telekom zu verhängen, sondern auch die Konkurrenten zu bestrafen, wenn diese bestellte Anschlüsse nicht in Anspruch nehmen. Telefónica vermarktet die Anschlüsse nicht selber, sondern gibt sie an Großkunden weiter. Darunter fallen die eigene Tochter o2 sowie HanseNet, freenet und 1&1.