Selbsthilfe

DSL-Aktion mit Schaufel und Bagger

Ein Dorf in Ostwestfalen gräbt sich zur DSL-Leitung durch
Von Marie-Anne Winter

Eine DSL-Aktion der anderen Art fand in diesem Jahr in einem kleinen Ort in Ostwestfalen statt. Die Situation dürfte vielen, die abseits der Ballungsgebiete wohnen, nicht unbekannt sein: Man hätte so gerne schnelles Internet per DSL. Doch leider wohnt man in einem der verbliebenen weißen Flecken auf dem Breitband-Atlas. Die Telekom verweist auf die hohen Kosten für die Verlegung der nötigen Leitung und lehnt daher ab, die etwa 320 Telefonanschlüsse in Hegensdorf an das schnelle Breitbandnetz anzuschließen. Doch die Hegensdorfer beschließen, ihren Zugang zum schnellen Internet mit eigenen Mitteln herzustellen. Mit Spitzhacke, Schaufel und zwei Baggern buddeln sie die Trasse für das Breitband-Kabel selbst.

Initiator der Aktion war der Bertelsmann-Controller Frank Pittig. Drei Jahre zuvor war er nach Hegensdorf gezogen und musste zu seinem Entsetzen festellen, dass es hier der Internetzugang nur mit einem altertümlichen 56k-Modem möglich war. Zwei lange Jahre verhandelte Pittig mit der Deutschen Telekom. Doch der ehemalige Staatskonzern weigerte sich, die Kosten von 40 000 Euro zu übernehmen, die die Verlegung der Leitung und der Anschluss ans Netz kosten würde. So entstand die Idee, sich mit der Hilfe der Dorfbewohner einfach selbst zum Anschluss durchzugraben - denn nicht einmal eineinhalb Kilometer vom Dorf entfernt verläuft eine Breitbandleitung der Telekom.

Die Telekom ließ sich von der technischen Machbarkeit des Projekts überzeugen. Im August buddelten die Hegensdorfer los - und wer nicht selbst Hand anlegte, brachte Verpflegung für die Gräber vorbei. Der Dorfmetzger spendierte Würtchen, andere brachten Kaffee vorbei. Trotz der Schwerarbeit im teilweise felsigen Grund waren viele mit Spaß dabei, in Spitzenzeiten gruben bis zu 50 Menschen gemeinsam. Auch sonst zogen die Hegensdorfer an einem Strang: Keiner der Dorfbewohner verweigerte Grabungen über sein Grundstück oder verlangte eine Entschädigung. Auch zwei Straßenunterquerungen meisterten die Dörfler mit Hilfe eines Fachunternehmens. Auf diese Weise konnten die Kosten auf ein Viertel der ursprünglichen Bausumme von 40 000 Euro reduziert werden, die gemeinsam von der Dorfgemeinschaft getragen wurden. Mittlerweile ist das Projekt erfolgreich beendet worden. Die Telekom belohnte das Engagement der Hegensdorfer, in dem sie die Datenleitung per Luftdruck durch das Leerrohr schoss und sie an ihr Breitbandkabel kostenlos anschloss. Jetzt haben die Hegendorfer DSL - und können sich mit ihrer schnellen Datenleitung die Bilder ihrer Gemeimschafts-Aktion immer wieder anschauen.