Kopierschutz

Sony BMG steigt auch ohne Kopierschutz bei Amazon.com ein

Damit wächst der Druck auf den Marktführer iTunes
Von dpa / Anja Zimmermann

Als letzter großer Musikkonzern steigt wie bereits angekündigt auch Sony BMG in größerem Stil in den Internet-Verkauf von Liedern ohne Kopierschutz ein. Der weltgrößte Online-Einzelhändler Amazon.com gab bekannt, dass in seinen amerikanischen MP3-Dienst auch Titel von Sony BMG kommen werden. Amazon verstärkt damit noch etwas den Druck auf den Marktführer bei legalen Musik-Downloads, den Online-Shop iTunes von Apple.

Amazon hat damit in den USA frei kopierbare Musik von allen vier großen Musikkonzernen im Angebot, während iTunes bisher "entsperrte" Songs nur von EMI verkaufen kann. Amazon teilte mit, sein MP3-Shop habe bereits 3,1 Millionen Songs im Angebot. Bisher verkauft der Online-Einzelhändler Musik-Downloads nur im US-Markt.

iPod ist der bekannteste Musikplayer

Eine Million davon koste nur 89 US-Cent, während iTunes einen Einheitspreis von 99 Cent pro Lied hat. MP3-Songs laufen praktisch auf allen Geräten aller Hersteller und können ohne Einschränkungen kopiert werden.

Allerdings sind Apples iPods, auf denen man die meisten bei iTunes gekauften Lieder ausschließlich abspielen kann, auch die populärsten Musikplayer. Nach ersten Einschätzungen von Branchenbeobachtern werde die MP3-Offensive von Amazon die iPod-Verkäufe eher nicht beeinträchtigen. iTunes soll den Internet-Vertrieb von Musik mit einem Anteil von 70 bis 80 Prozent dominieren.

Apple-Chef Steve Jobs hatte bereits vor knapp einem Jahr die Musikindustrie aufgerufen, den Kopierschutz - auch DRM (Digital Rights Management) genannt - aufzugeben. Allerdings hat jetzt nicht iTunes, sondern Amazon das größte kopierschutzfreie Musikangebot. Zahlreichen Medienberichten zufolge will die Musikindustrie die Marktmacht von iTunes eindämmen und bietet Amazon deswegen günstigere Konditionen an.

Pepsi wirbt für Amazon

So sollen die Musikkonzerne wiederholt vergeblich versucht haben, den Apple-Anteil an den Verkaufserlösen zu drücken sowie eine flexiblere Preispolitik bei iTunes durchzusetzen, bei der ältere Songs billiger und aktuelle Hits teurer verkauft würden. Amazons MP3-Dienst könnte demnächst einen weiteren Schub bekommen: Das US-Musikmagazin Billboard hatte vor einigen Wochen unter Berufung auf informierte Kreise berichtet, dass der Getränkeriese Pepsi Anfang Februar eine Aktion vorstellen wolle, bei der Codes auf Getränkedeckeln für MP3-Downloads bei Amazon eingelöst werden können. "Billboard" berichtete von fünf Milliarden Deckeln. Einen Song könne man mit fünf Codes runterladen.

Sony BMG hatte zwar schon zu Wochenbeginn den Verkauf von Musik im Internet ohne Kopierschutz angekündigt. Dabei stellte der Konzern jedoch zunächst ein kompliziertes Modell vor, bei dem die Kunden zunächst im Handel eine Plastik-Karte kaufen müssen. Auf der Karte sollen sie dann einen Code freirubbeln, mit dem das entsprechende Album auf einer Website heruntergeladen werden kann. Nur 37 Alben waren angekündigt worden - jeweils zum Preis einer CD. Mit Amazon greift Sony BMG nun auf ein allgemein übliches Vertriebsmodell zurück.