Miese

Handy-Sparte drängt Motorola tiefer in die roten Zahlen

Hersteller verkaufte rund 40 Prozent weniger Mobiltelefone
Von dpa / Anja Zimmermann

Der angeschlagene US-Telekommunikationsausrüster Motorola rutscht wegen seiner verlustreichen Handysparte immer tiefer in die roten Zahlen. Der Fehlbetrag weitete sich im ersten Quartal um 7 Prozent auf 194 Millionen Dollar aus. Der Umsatz brach im Vergleich zum Vorjahr um ein Fünftel auf 7,45 Milliarden Dollar (4,7 Milliarden Euro) ein. Damit setzte sich der Trend der Vorquartale fort. Auch das laufende zweite Vierteljahr werde rot sein, teilte der drittgrößte Handy-Hersteller heute in Schaumburg (Illinois) mit.

Dem Konzern macht der Niedergang seiner einst sehr erfolgreichen Handysparte schwer zu schaffen. Sie wies im ersten Quartal einen operativen Verlust von 418 Millionen Dollar auf - 80 Prozent mehr als vor einem Jahr. Motorola verkaufte mit 27,4 Millionen Mobiltelefonen rund 40 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Motorolas Produktpalette gilt im Vergleich zur Konkurrenz als unattraktiv. Der Hersteller droht nun auf dem Weltmarkt vom Wettbewerber Sony Ericsson überholt zu werden, der im Auftaktquartal 22,3 Millionen Geräte verkaufte. Den Markt dominiert der finnische Nokia-Konzern mit zuletzt 115,5 Millionen verkauften Mobiltelefonen. Samsung ist weltweit die Nummer zwei und könnte Motorola in diesem Jahr als Nummer eins auf dem amerikanischen Markt ablösen. Motorola hält dort die Spitzenposition seit dem Start der ersten Mobiltelefone im Jahr 1983.

Mit einem Befreiungsschlag will sich der seit Januar amtierende Motorola-Chef Greg Brown vom Handy-Geschäft trennen. Die Sparte soll in ein ebenfalls börsennotiertes Unternehmen abgespalten werden. Einige Großaktionäre um den Investor Carl Icahn hatten darauf gedrängt, da der Konzern durch das defizitäre Handy-Geschäft belastet werde.

Nachdem kein erfolgreicher Nachfolger für den einstigen Verkaufsschlager Razr entwickelt werden konnte, versucht Motorola, den Handy-Bereich durch Einsparungen auf Vordermann zu bringen. Dazu gehört auch der Abbau tausender Arbeitsplätze. In Deutschland schloss Motorola die Handy-Fertigung in Flensburg. Neben der Handy-Sparte betreibt Motorola profitable Geschäfte unter anderem mit TV-Set-Top-Boxen sowie Breitbandnetzen und Kommunikationstechnik für Firmen.

Mit der Quartalsbilanz verfehlte Motorola die Erwartungen der Analysten, was den Aktienkurs unter Druck setzte. Zum Handelsstart verlor das Papier knapp drei Prozent auf rund 9,30 Dollar. Für das laufende zweite Quartal erwartet der Konzern einen Verlust zwischen zwei und vier US-Cent pro Aktie.