Hintergrund

So teuer sind Neukunden für Festnetzanbieter

Bis zu 100 Euro bekommt die Telekom, geht ein Kunde zur Konkurrenz
Von Thorsten Neuhetzki

Für den Kunden, der sich für einen Telefon- und DSL-Anschluss bei HanseNet, Arcor, Versatel & Co. entscheidet, ist alles ganz einfach: Er füllt online oder beim Vertriebspartner seinen Antrag aus, wartet einige Zeit und wird dann auf das Netz seines neuen Netzanbieters geschaltet. Für den Kunden ist all das kostenlos, denn die Bereitstellung eines Anschlusses ist für die Neukunden in aller Regel kostenlos. Doch den Anbietern entstehen zum Teil immense Kosten, die leicht erklären, warum immer mehr Anbieter eine Mindestvertragslaufzeit von zwei Jahren verlangen. Wir zeigen Ihnen, welche Kosten entstehen, wenn ein Vollanschluss-Anbieter einen neuen Kunden auf sein Netz schaltet.

Für jede Form von Arbeiten am Anschluss benötigen die alternativen Anbieter die Hilfe der Deutschen Telekom. Der Grund: Ihr gehören die Leitungen von den Vermittlungsstellen zu den Kunden, entsprechend schaltet auch nur die Deutsche Telekom die Leitungen. Erst ab der Vermittlungsstelle, wo die Alternativanbieter Räume für die eigene Vermittlungstechnik gemietet haben, kann ein Anbieter wie Arcor, HanseNet oder Versatel über die eigene Leitung verfügen.

Beantragt nun ein Kunde etwa bei Versatel einen Telefonanschluss, so muss Versatel dies der Deutschen Telekom mitteilen und die entsprechende Leitung zum Kunden, auch als Letzte Meile oder TAL bekannt, bestellen. Für diese Leitung muss der alternative Anbieter monatlich 12,50 Euro (brutto - wie alle Angaben in diesem Artikel) an die Telekom zahlen. Bei einem Endkundenpreis von 14,90 Euro, den etwa HanseNet für den Tarif Alice Light ohne Flatrate berechnet, bleibt da nicht viel Gewinn übrig.

Neuschaltung kann fast 75 Euro kosten

Doch bevor ein alternativer Festnetzanbieter pro Monat an die Telekom zahlen muss, kommen für die Umschaltung zum Teil hohe Kosten auf ihn zu. Dabei gibt es unterschiedliche Kostenpunkte für unterschiedliche Szenarien zu beachten. Wechselt der Kunde mit seinem Anschluss von der Telekom zu dem Alternativ-Anbieter, so muss dieser für die Umschaltung 42,48 Euro an die Telekom zahlen. Kommt der Kunde von einem anderen Mitbewerber, so sind es 38,27 Euro. Richtig teuer wird es, ist der Kunde neu in eine Wohnung eingezogen. Dann nämlich handelt es sich um eine Neuschaltung, bei der die Leitung im Kabelverzweiger und beim Kunden geprüft werden muss - die Kosten dafür belaufen sich für den Anbieter an auf 74,22 Euro.

Bei einem großen deutschen Anbieter sind nach teltarif-Informationen mehr als 60 Prozent der Neukunden auch Neuschaltungen. Entsprechend hoch sind die durchschnittlichen Aktivierungskosten. Im Schnitt geht der besagte Anbieter von etwas mehr als 60 Euro Schaltungskosten pro Kunde aus.

Auch eine Stornierung kostet Geld

Ärgerlich ist für den Anbieter, wenn der Kunde vor der Anschlussschaltung seinen Auftrag storniert. Denn sobald der Auftrag bei der Telekom liegt, ist dieser kostenpflichtig. Zieht der Kunde seinen Auftrag aber zurück, so fallen trotzdem Kosten zwischen dem Anbieter und der Telekom an, die sich auf 49,77 Euro belaufen.

Und auch ein Kunde, der seinen Anschluss wieder kündigt, kostet Geld. Verliert ein Anbieter den Kunden an seine Konkurrenz, so sind nur 7,29 Euro zu zahlen. Wird der Anschluss komplett deaktiviert, so steigt der Betrag auf 27,55 Euro.

Wieso einzelne Neukunden-Verträge einem Anbieter 200 Euro und mehr kosten können, lesen Sie auf der folgenden Seite.