Kinderkrankheiten

Blue-ray-Discs überfordern auch aktuelle Rechner

Aufrüsten ist nicht immer sinnvoll
Von ddp / Marie-Anne Winter

Seit die Blu-ray-Disc den Formatkrieg gewonnen und die HD-DVD aus dem Rennen geschlagen hat, sind hochaufgelöste Filme groß im Kommen. Blu-rays sollen nun auch am heimischen Rechner die DVD ablösen. In der Praxis allerdings ist das bislang noch gar nicht so einfach, denn der Nutzer muss sich mit vielen Kinderkrankheiten herumärgern.

Außerdem müssen HD-Fans möglicherweise auch ihren PC aufrüsten - denn einfach so spielt dieser eine Blu-ray-Scheibe meist gar nicht erst ab. Blu-rays sind nämlich echte Ressourcenfresser, die selbst moderne Dual-Core-Prozessoren an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit bringen können. Wer alle Extras wie schicke Menüs, Video-Kommentare oder nachladbare Inhalte aus dem Internet nutzt, muss sich oft mit viel Geduld wappnen.

Der Grund dafür ist die unglaubliche Fülle an Einstellungen und Möglichkeiten. Sie wurde bislang immer bejubelt, entpuppt sich inzwischen jedoch zusehends als Fluch für die Programmierer der Softwareplayer. Die Blu-ray-Scheiben sind um ein Vielfaches komplexer als DVDs. Während es für diese mit MPEG-2 nur ein standardisiertes Video-Kompressionsverfahren gab, sind es bei Blu-ray gleich drei.

Zu viel Profil

Außerdem gibt es auch noch unterschiedliche Profile für die Abspielgeräte. Das sogenannte Profil 1.1 ist inzwischen bei allen Playern Pflicht und bietet eine Bild-in-Bild-Funktion für Videokommentare. Diese Kombination kann allerdings selbst moderne Dual-Core-Rechner in die Knie zwingen, da mehrere Datenströme gleichzeitig verarbeitet werden müssen. Das Profil 2.0 lädt passend zum Film Zusatzinformationen aus dem Internet und blendet sie auf Wunsch ein. Viele Abspielprogramme unterstützen dieses Feature allerdings noch gar nicht. Doch selbst die ersten Filme nach Profil 1.0 können den PC stark belasten, wenn die Programmierer für die Menüs BD-Java eingesetzt haben. Der Computer wird dadurch oft extrem langsam.

Das Format-Chaos ist übrigens auch der Grund, warum die eine Blu-ray auf dem PC wunderbar läuft, die nächste jedoch schon nicht mehr. Denn Programmierer müssen ihre Abspiel-Software oft Titel für Titel anpassen - viele brandneue Blockbuster würden sich sonst gar nicht erst abspielen lassen. Und die Nutzer sind gezwungen, die Software auf ihrem Rechner ständig per Updates zu aktualisieren.

Wer seine Blu-ray-Scheiben auf einem älteren Rechner zum Laufen bringen will, hat generell ziemlich schlechte Karten. Und leider lässt sich ein PC auch nicht einfach so Blu-ray-tauglich machen, auch wenn die einzelnen Komponenten inzwischen zu erschwinglichen Preisen auf dem Markt sind. So bietet nicht jede Grafikkarte die für die Blu-ray-Wiedergabe wünschenswerte Unterstützung. Blindkäufe empfehlen sich daher nicht. Man sollte sich vorher genau informieren - etwa in einschlägigen Foren. Wenn möglich, sollte man die Geräte im Laden auf Herz und Nieren testen oder ein Rückgaberecht aushandeln.

Vorsicht bei angeblich Blu-ray-tauglichen Notebooks

Generell gilt: Das Betriebssystem sollte mindestens Windows XP sein, die Prozessorlast fällt bei einigen Kombinationen aus Softwareplayer und Grafikkarte allerdings unter Vista niedriger aus. Als Prozessor ist eine Dual-Core-CPU mit zwei Gigahertz (GHz) Taktfrequenz das Minimum. Die Grafikkarte sollte alle drei Blu-ray-Videocodecs unterstützen und muss einen HDMI-Ausgang für den Fernseher haben.

Besondere Vorsicht ist bei angeblich Blu-ray-tauglichen Notebooks angebracht. Bisherige Tests hätten zwar gezeigt, dass mit maximal 55 Prozent Prozessorlast selbst ein in dieser Geräteklasse verbauter Core2Duo T8100 mit einer Taktfrequenz von 2,1 GHz genügend Reserven für die HD-Filmwiedergabe bietet. Die Akkulaufzeit blieb bei der Blu-ray-Wiedergabe aber meist weit unter der Zwei-Stunden-Grenze, so dass sich Filme mit langer Laufzeit unterwegs gar nicht am Stück anschauen ließen.

Alles in allem sind die PC-Lösungen der Blu-ray-tauglichen Spielkonsole Playstation drei noch weit unterlegen, die wesentlich weniger Ärger mit den verschiedenen Blu-ray-Funkionen hat. So laufen Blu-ray-Scheiben auf der Konsole ruckelfrei und ohne Qualitätsverluste. Und wenn man die Kosten für das Aufrüsten des PCs hinzurechnet, fährt man mit der Anschaffung einer Playstation drei meist sogar noch billiger.