Antispam-Kongress

Spam-Aufkommen schadet der gesamten Infrastruktur

Kampf gegen Spam muss konsequent geführt werden
Von Marie-Anne Winter

Derzeit findet auf Schloss Biebrich in Wiesbaden noch bis zum 30. Oktober der 6. Antispam-Kongress des Verbandes der deutschen Internetwirtschaft eco statt. Über 200 Teilnehmer aus 46 Ländern diskutieren die aktuellen Entwicklungen der häßlichen Begleiterscheinungen bei der Kommunikation per Internet. Sven Karge, Fachbereichsleiter Content bei eco und Organisator des Kongresses, erklärt, der Kampf gegen Spam nicht aussichtslos sei, aber konsequent angegangen werden müsse. Nur die weltweite internationale Zusammenarbeit zwischen zuständigen Behörden, Strafverfolgungsbehörden, Internet Service Providern und der gesamten Internetwirtschaft werde zum Erfolg führen. Die größte Gefahrenquelle stellten momentan Russland und andere Bereiche Osteuropas, China und weite Teile Brasiliens dar. "Die Täter wissen, dass es nicht ratsam ist, in den Ländern zu leben, die für sie die Hauptangriffsziele sind. Außerdem sind in diesen Staaten die Aktivitäten der Legislative und Exekutive noch nicht so ausgeprägt wie etwa in der Europäischen Union, so dass das Risiko, von diesen Standorten aus zu agieren, wesentlich geringer ist."

Dramatisch gestiegenes Spam-Aufkommen in Deutschland

Sowohl für die zunehmende Bedrohung als auch für die Internationalität des Themas Spam liefert das Unternehmen eleven, das pro Tag bei seinen Kunden rund eine Milliarde E-Mails filtert, entsprechende Zahlen. Geschäftsführer Robert Rothe: "Aus 198 von insgesamt 203 Ländern mit einem eigenen IP-Adressbereich gehen Spam-Mails aus. Dabei weisen nur zwölf einen Spam-Level von unter 50 Prozent auf. In 90 Prozent der Staaten beträgt der Anteil von Spam-Mails durchschnittlich mehr als 70 Prozent."

Alleine in Deutschland ist laut dem E-Mail-Sicherheitsanbieter die Spam-Rate in den Jahren 2003 bis 2008 um mehr als 10 000 Prozent angestiegen. 2008 sei gegenüber dem vergangenen Jahr eine Erhöhung von über hundert Prozent zu verzeichnen. Ein Beispiel dafür, wie unerwünschte E-Mails die Infrastruktur gefährden, liefert ein international tätiger deutscher Großkonzern mit rund 100 000 Mitarbeitern, der zum Kundenkreis von eleven zählt. In diesem sind 98,7 Prozent der ankommenden Mails als Spam zu klassifizieren, 0,8 Prozent sind andere, ebenfalls nicht gewollte Nachrichten, lediglich 0,5 Prozent sind erwünscht. "Leider ist das kein Einzelfall und auch auf andere Betriebe zu übertragen", merkt Robert Rothe an.

Problem der "Spreading Botnets"

Auch bezüglich aktueller Trends liefert der Antispam-Kongress des eco Verbandes Antworten. So stellen nach einhelliger Meinung der Experten so genannte Botnets immer noch eine der größten Bedrohungen dar. In diesem Fall installieren Täter Schadsoftware auf Computern, ohne dass der Anwender dies merkt und nutzen diese gekaperten Computer ferngesteuert für den Versand von Werbemüll, ohne dass der Computerbesitzer dies merkt. Aktuell sei die Gefahr deshalb so groß, weil sich diese illegalen Netze unter Verwendung von E-Mails, Downloads oder Exploits sehr schnell verbreiten (Problem der "Spreading Botnets") und bereits ein Viertel aller Rechner weltweit infiziert ist.