Strategiespiel

Nokia kriegt die Tür nicht auf

Nokia hätte mit Ovi gern geschafft, was Apple mit dem iPhone vorgemacht hat
Von Marie-Anne Winter

Schon die ersten Versuche, die Nokia mit der Spielkonsole N-Gage unternahm, verliefen längst nicht so erfolgreich wie erwartet. Jahre später scheint sich dieser Fehlschlag für das gesamten Multimedia-Konzept des Weltmarktführers in Sachen Handy zu wiederholen: Wie die Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) berichtet, haben Vertreter verschiedener Unternehmen, die Nokia zu einem Kongress nach Rom eingeladen hatte, Nokia scharf kritisiert. Sechs Monate nach dem Start des N-Gage-Portals sei Nokia seinem Ziel, sich als Handyspieleanbieter zu etablieren, kaum näher gekommen. Eigentlich habe das Projekt noch gar nicht richtig angefangen.

Das ist bitter, denn N-Gage ist ein wichtiger Bestandteil der Ovi-Strategie, mit der Nokia sich vom Hardware-Hersteller zum Content-Anbieter weiterentwickeln will. Dabei soll es nicht nur um Spiele, sondern auch um Musik- und Bildersammlungen, Kartenmaterial und den Austausch von Kontakten gehen - die Nutzer sollen alles, was sie an Inhalten für ihre Mobilgeräte brauchen könnten, bei Nokia finden. Die Finnen haben viel in den Aufbau ihrer Ovi-Plattform investiert, allerdings läuft sie noch nicht wirklich rund. Branchenexperten kritisieren, dass Ovi bisher nur eine Sammlung von Links sei. Auch wäre das Spiele-Angebot keineswegs so reichhaltig wie geplant, statt 50 soll es bis Jahresende werden gerade einmal 30 Spiele online geben - und die funktionieren nicht auf allen Handys.

Nokia räumt Fehler ein

Jaakko Kaidesoja, Vizechef von Nokias Spielesparte, räumt ein, dass Fehler gemacht wurden. Den Rückstand bei der Spieleproduktion erklärt er mit Verzögerungen bei den neuen N-Serien-Modellen. Diese sollen Nokias Multimediastrategie vorantreiben. Nun gehe Nokia mit dem N85 in die Offensive. Auf diesem Gerät seien 15 Spiele installiert, die der Käufer gegen Bezahlung freischalten lassen kann.

Ob das tatsächlich den Durchbruch bringen wird, ist nicht abzusehen. Die Finnen leiden unter der Konkurrenz von Apple. Der Newscomer auf dem Handy-Markt hat mit dem iPhone erfolgreich vorgemacht, was Nokia mit Ovi gern geschafft hätte: Das iPhone hat sich in kurzer Zeit nicht nur als cooles Lifestyle-Produkt, sondern als erfolgreiche Plattform für Musik, Spiele und zahlreiche andere Anwendungen etabliert.