Imageschaden

Bochum-Schließung belastet Nokia stärker als erwartet

Handy-Hersteller büßt in Deutschland 8 Prozent Marktanteil ein
Von Marie-Anne Winter

Die Schließung des Werkes in Bochum scheint Nokia härter zu treffen als erwartet. Wie das Wirtschaftsmagazin Capital berichtet, kommt Nokia in den ersten sieben Monaten dieses Jahres nur noch auf einen Marktanteil von 36 Prozent. Im vergangenen Jahr betrug dieser in Deutschland noch 44 Prozent. Die Zahlen entstammen vertraulichen Marktanalysen der Nürnberger GfK, die Capital vorliegen.

Wie drastisch der Einbruch in Deutschland ist, zeigt der Vergleich mit dem internationalen Geschäft: In ganz Westeuropa verlor Nokia nur rund zwei Prozent Marktanteil. Weltweit legte der Konzern sogar zu und liegt nun bei fast 40 Prozent.

Schlechtes Image

Wie massiv das Image der Finnen hierzulande gelitten hat, zeigt eine Capital ebenfalls vorliegende Untersuchung des Kölner Marktforschungsunternehmens Psychonomics. Bevor Nokia im Januar ankündigte, die Fabrik in Bochum dichtzumachen, sahen nur acht Prozent der Deutschen Nokia in einem schlechten Licht, Ende Oktober waren es 35 Prozent, direkt nach Bekanntgabe der Schließungspläne sogar 65 Prozent. Die Wettbewerber kommen im Schnitt bei 27 Prozent der Befragten auf schlechte Noten und liegen damit deutlich besser als der einstige Publikumsliebling.

Wie teuer die Werksschließung für Nokia werden kann, zeigt das Magazin an folgender Rechnung: Bleibt es beim Marktanteil von rund 36 Prozent, verkauft Nokia dieses Jahr mit rund zehn Millionen Handys zwei Millionen weniger als noch in 2007. Bei einem Verkaufspreis pro Stück von im Schnitt 110 Euro entgeht dem Konzern damit in Deutschland ein Umsatz von 220 Millionen Euro. Der Sozialplan beim Abbau der 2 300 Stellen in Bochum kostete 200 Millionen Euro.

Auch sonst sieht es für den Branchenprimus derzeit nicht rosig aus. Vor wenigen Tagen senkten die Finnen ihre Absatzprognose für das Weihnachtsquartal und auch die Multimedia-Plattform Ovi läuft nicht wie erwartet. Mehr dazu finden Sie in einer weiteren Meldung.