Tarifverschlechterung

Kommentar: Die neuen E-Plus-Sprachtarife ab 1. März

Der Drei-Jahres-Vertrag kommt durch die Hintertür
Von Marc Kessler

E-Plus hat heute seine neuen, ab März gültigen Sprach-Tarife vorgestellt. Man möchte fast meinen, es sei heute der 1. April, dem ist allerdings leider nicht so. Denn E-Plus hat einen neuen "Treue-Vorteil" aus dem Ärmel geschüttelt, bei dem ein Vorteil freilich nicht erkennbar ist.

Doch gehen wir ein wenig ins Detail: Der bislang günstigste Tarif der Marke Base, die Base Web Edition, heißt ab März Base 2 Classic Web Edition - zu gleichen Konditionen, nämlich 10 Euro monatlich. Der entscheidende Haken: Dieser Preis gilt nun nur noch für das erste Vertragsjahr des 24-Monats-Vertrags, danach werden 15 Euro monatlich fällig. De facto also eine Preiserhöhung von 12 mal 5 Euro, sprich: 60 Euro über die gesamte Laufzeit.

Mit dem Treue-Vorteil bindet man sich drei Jahre

Aber halt: Da war ja noch der Treue-Vorteil. Verlängert der Kunde bereits nach dem ersten Vertragsjahr seinen Vertrag um weitere zwei Jahre, behält er 24 Monate lang den (günstigeren) Preis des ersten Jahres. Doch hier schnappt die Falle zu: Der Kunde bindet sich auf diese Weise nicht nur weitere zwei Jahre an den Düsseldorfer Mobilfunker, sondern ab diesem Zeitpunkt läuft der Vertrag dann drei Jahre - denn die neuen 24 Monate werden auf das ursprüngliche Ablaufdatum des Vertrages hinzu addiert.

Genauso läuft es bei einem der beliebtesten Tarife, dem Base-2-Tarif, ab März Base 2 Plus genannt. Kostet dieser aktuell 25 Euro pro Monat, ist dies auch künftig so - aber nur in den ersten 12 Monaten. Danach werden - ohne weitere Verlängerung um zwei Jahre - 30 Euro monatlich fällig.

Ausgenommen von einem teureren als dem aktuell noch gültigen Preis - bei der Erhöhungsstufe nach einem Jahr - sind nur der Tarif Base 2 Classic, bei dem im Gegenzug der SMS-Preis von 19 auf 29 Cent erhöht wird sowie die neue Zehnsation, bei der der SMS-Preis von 10 auf 19 Cent steigt.

Welches Übel darfs denn sein: Preiserhöhung oder Drei-Jahres-Vertrag?

Halten wir fest: E-Plus bietet beliebte Tarife wie Base Web Edition oder Base 2 künftig im zweiten Vertragsjahr 5 Euro teurer als jetzt an. De facto ist das also nichts anderes als eine Preiserhöhung. Die Intention des Treue-Vorteils ist klar: Man will den Kunden auf drei Jahre binden und zwingt ihn, nach einem Jahr eine Vertragsverlängerung um 24 Monate einzugehen, wenn er den bis dato regulären Preis des Tarifs behalten will. Selbst wenn der Kunde dies tut, schiebt er immer ein drittes, teures Vertragsjahr - nennen wir es ruhig einmal "Strafjahr" - vor sich her. Egal wie oft er seinen Vertrag in Folge verlängert, irgendwann muss er das Strafjahr mit den erhöhten Preisen bezahlen.

Warum E-Plus zeitgleich die Anschlussgebühr von 25 auf 35 Euro erhöht, bleibt unverständlich. Eigentlich sollte man annehmen, angesichts der neuen Tarifkonditionen müsse man den Kunden zumindest mit einem Wegfall der Anschlussgebühr oder ähnlichem locken. Vielleicht kalkuliert das Unternehmen aber auch damit, dass Händler - die laut heutiger Ankündigung Kunden künftig mit flexiblen Rabatten als Startguthaben belohnen können - diesen Part demnächst übernehmen.

Drei-Jahres-Bindung ist nicht zeitgemäß

Im Fazit bleibt aber festzuhalten, dass E-Plus mit der neuen Tarifstruktur versucht, Kunden künftig - nicht unbedingt freiwillig - dauerhaft an sich zu binden. Ob das mit dem nun vorgestellten Verfahren allerdings funktioniert, bleibt zweifelhaft. Der mit den neuen Konditionen quasi durch die Hintertür eingeführte Drei-Jahres-Vertrag ist in Zeiten von Prepaid-Discountern jedenfalls nicht zeitgemäß.