115

Behörden-Kurzwahl 115 zum Festnetz-Tarif - aber es dauert noch

Anrufe von Telekom Mobilfunk zu 115 ab 01.12. wie Festnetz berechnet
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Thomas de Maiziere vor dem Logo der 115 Thomas de Maizière vor dem Logo der 115
Bild: dpa
Die Politik wollte - wie so oft - etwas Gutes tun und gab sich bürgerfreundlich: Eine einheitliche Kurzwahl zu Verwaltungen und Behörden, etwa um ein Auto zuzulassen, den Reisepass zu verlängern oder die Kopie einer Geburtsurkunde zu ordern: Alle Behörden sollen unter der Kurzwahl 115 zu erreichen sein, notfalls über ein Callcenter. Ganz nebenbei: Die Kurzwahl 115 war in der ehemaligen DDR für "schnelle medizinische Hilfe" genutzt worden. Nach der Wende wurde diese Nummer erst einmal abgeschaltet.

Vom D115-Gesetz bis zur Umsetzung war der Weg steinig, zumal diese Nummer aktuell noch nicht in allen Regionen sinnvoll nutzbar ist. Wer die 115 wählt, hört allzu oft Musik mit dem Hinweis, dass sich die 115 noch im Aufbau befindet: "Ihre Region ist noch nicht angebunden." Immerhin ist diese Ansage generell kostenfrei.

Was kostet ein erfolgreicher Anruf zur 115?

Thomas de Maiziere vor dem Logo der 115 Thomas de Maizière vor dem Logo der 115
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Bislang waren erfolgreiche Anrufe zur 115 aus den Mobilfunknetzen anders als aus dem Festnetz tarifiert worden, was der Akzeptanz dieser Nummer eher schadete, genaue Preise waren nur schwer zu ermitteln. Seit kurzem gilt die neue Wartschleifenregelung im TKG, die kostenlose Warteschleifen vorschreibt. Gilt das auch bei der 115?

Der Branchenverband DVTM warf den Behördenvertretern vor, "hier wird mit zweierlei Maß gemessen", weil bei der 115 noch keine kostenlosen Warteschleifen geschaltet seien. Doch die Initiative D115 war nicht untätig geblieben. Wie von einem Sprecher der Bundesnetzagentur zu erfahren war, hatte die Initiative einen Antrag gestellt, dass Anrufe zur 115 generell wie Anrufe zu einer Festnetzrufnummer zu behandeln seien, dann gilt nämlich die Pflicht zur kostenlosen Warteschleife nicht.

Diesen Antrag musste die Bundesnetzagentur zunächst ablehnen, weil verschiedene deutsche Mobilfunknetzbetreiber mit der einheitlichen Festnetz-Tarifierung zur 115 noch nicht soweit waren. Dieses Problem wird bald gelöst sein: Auf der aktuellen Oktober-Rechnung teilte die Deutsche Telekom Mobilfunk (T-Mobile/D1-Netz) seinen Kunden mit, dass Anrufe zur Kurzwahl 115 ab dem 1. Dezember 2012 wie Anrufe ins Festnetz behandelt werden.

Von neuer Regelung profitieren Nutzer einer Festnetz- oder All-Net-Flat

Konkret: Hat der Kunde ein Minutenpaket gebucht, werden die Anrufe zur 115 mit den Inklusiv-Minuten verrechnet; hat er eine Flatrate ins Festnetz (oder eine All-Net-Flat) gebucht, ist auch die 115 inklusive. Wenn voraussichtlich am 1. Januar 2013 auch E-Plus so weit sein wird, kann die Initiative D115 einen neuen Antrag an die Bundesnetzagentur stellen, wird dann dem Festnetz gleichgestellt und unterliegt damit auch nicht mehr der Pflicht, eine kostenlose Warteschleife schalten zu müssen.

Die kostenlosen Warteschleifen bereiten vielen Unternehmen Kopfzerbrechen, weswegen ein steigender Trend zum Wechsel zu regulären Festnetz-Rufnummern für Kundenhotlines und weg von Sondernummern wie 0180 festzustellen ist, wie Branchenvertreter berichten. Vor den generell kostenlosen Vorwahlen 0800 schrecken viele Anbieter noch zurück, weil sie eine Zunahme an "Spaßanrufen" befürchten.

Wo die 115 bereits freigeschaltet wurde, kann auf der Informations-Homepage d115.de eingesehen werden. Allerdings wird dort nicht verraten, wann die fehlenden Städte und Landkreise endlich dazu kommen werden. Auf die naheliegendste Idee, einfach standortabhängig die Anrufer zur zuständigen Stadt- oder Gemeindeverwaltung zu routen, ist offenbar noch keiner gekommen. Es lohnt sich also weiterhin, die regulären Rufnummern von Gemeinde-, Stadt- oder Kreisverwaltung in Ruhe herauszusuchen und zu notieren, damit man sie im Ernstfall auch greifbar hat.

Aktuell werden wieder neue örtliche Telefonbücher verteilt, die jedermann kostenlos erhalten kann, selbst wenn er gar keinen Telefonanschluss besitzt. Dazu kann man auf entsprechende Info-Postkarten im Briefkasten oder Auslagen in Verbrauchermärkten sowie Postfilialen achten oder beispielsweise unter dasoertliche.de, telefonbuch.de sowie auf den Homepages diverser Auskunftsdiensteanbieter im Internet nachschlagen.

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